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Orange Wein

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Wein- statt Löwenbräukeller > Als ehemaliger Koch in Sterne-Restaurants und als jahrzehntelangen, selbstständigen Gastronom des beliebten und geschätzten Löwenbräukellers in der Sophienstraße, ist für Uwe Link das Thema „Wein“ nichts Neues.
Nun hat er die Seiten gewechselt: Raus aus der Küche - rein in den Weinberg. Vom Kunden wurde er zum Produzenten.

Uwe Link (Foto rechts), der seit Corona in einem medizinisch-diagnostischen Labor arbeitet und sein Freund Marc Bürkle (Foto links), der hauptberuflich beim SWR tätig ist, haben in Varnhalt, zwischen Baden-Baden und Bühl, das Micro-Weingut „Doppelgarage“ gegründet. Vorausgegangen waren erfolgreiche Experimente von Ausbaumethoden zusammen mit Hobbywinzer Gerold Hug 2020. Rebanlagen mit über 50 Jahre alten Weinstöcken, die die beiden von älteren Winzern übernehmen konnten, waren die Startgrundlage. In der Garage, die etwas in den Hang gebaut ist und deshalb stabile Temperaturen hat, sind die Fässer, eine Presse und eine kleine Abfüllanlage untergebracht.

Die ersten Weine des Startups waren ein Riesling und ein Orange Wein aus Rieslingtrauben. Inzwischen gibt es auch Tresterbrand, also ein - laut Uwe Link - „Badischer Grappa” und Verjus, ein Saft aus unreifen Trauben. Ab diesem Jahr kommt noch Spätburgunder dazu.

Wie habt ihr euch das Wissen für die Weinherstellung angeeignet? Winzer ist schließlich ein Ausbildungsberuf.

Uwe Link: Durch meine langjährige Tätigkeit in der Gastronomie habe ich mir ein großes Netzwerk in der Winzer-Szene aufgebaut. Nach der Hochwasserkatastrophe half ich bei einem befreundeten Winzer im Ahrtal bei der Ernte und konnte mir so auch praktisches Wissen aneignen. In Varnhalt gibt es neben uns mit Sven Nieger und Alex Schwank sehr erfahrene Winzer, die uns mit Tipps zur Seite stehen.

Ihr verzichtet auf Schwefelung und Filtration der Schwebstoffe und geht die Gefahr einer Nachgärung ein, die den Geschmack - meistens negativ - verändert. Der Wein sollte also möglichst rasch getrunken werden. Was meinen die Kunden dazu, denn manche Weinkenner können sich mit dem typischen Geschmack von naturnah ausgebauten Weinen nicht anfreunden?


Marc Bürkle: Bei der Ernte unserer Trauben achten wir auf beste Qualität, die das Ergebnis intensiver Pflege von enorm viel Handarbeit an den Reben im Weinberg ist. Dadurch können wir auf den Einsatz von Schwefel fast ganz verzichten.
Zudem bleiben unsere Weine nach der Gärung bis zu acht Monate auf der Grobhefe liegen. Das gibt den Weinen Stabilität und der Wein klärt sich von selbst. Das heißt, vor dem Abfüllen haben wir einen klaren Wein, der fast keine Trübung mehr hat. Unsere Weine sind stabil. Wir greifen so wenig wie möglich in die Gärung unserer Wein ein, wir sprechen hier auch von “low-intervention wine”. Einige Sommeliers bescheinigen unseren Weinen deshalb eine Lagerfähigkeit von vielen Jahren.

Nutzt ihr Reinzuchthefen oder hofft ihr auf eine gute Arbeit der wilden Hefen?

Uwe Link: Für unseren Riesling nutzen wir Reinzuchthefen. Unser Orange Wein ist spontan vergoren. Hier verwenden wir also keine Reinzuchthefe, sondern die Gärung startet quasi “von sich aus” mit den Hefen, die unsere Trauben aus dem Weinberg mitbringen. Wir sagen aber niemals nie, und wenn wir dieses Jahr ein perfektes Lesegut haben, könnte es auch sein, dass wir bei einem Riesling mit Spontanvergärung arbeiten.

Eine Spezialität ist euer Orange Wein: Während normaler Weißwein gekeltert - also der Saft aus den Trauben gepresst, um ihn dann gären zu lassen - werden beim Orange Wein die weißen Trauben mit den Beerenschalen, also wie beim Rotwein in der Maische, mit Sauerstoffkontakt vergoren. Dadurch entsteht ein dunkelgelber Wein, der „Orange Wein“. Es ist neben Weiß, Rot und Rosé, die vierte Weinfarbe. Der Wein ist zwar kein Naturwein, aber er wird gleichermaßen ohne Zusätze ausgebaut. Preislich ist der Wein gehoben. Wie war der Zuspruch bisher?

Marc Bürkle: Bei unserem Orange Wein wird während der Gärung die Maische mehrmals täglich per Hand untergestoßen und der Gärprozess engmaschig kontrolliert.
Bei diesem Aufwand ist der Ertrag entsprechend gering. Deshalb gibt es den Orange Wein nur in einer limitierten Menge. Er ist damit etwas sehr Besonderes und einfach unser Schatz. Trotzdem liegen wir mit unserem Orange Wein im Marktvergleich gar nicht im gehobenen Preissegment, sondern eher im unteren.

Etwas ungewöhnlich ist auch der Hinweis auf eurer Homepage, dass der Wein vor dem Genuss geschüttelt werden kann, warum das?

Uwe Link: Der Orange Wein wird vor der Abfüllung vorsichtig aufgerührt, so dass sich die abgesunkene Hefe im Wein verteilt. Der Wein wird dann mit dem Hefedepot - also ungefiltert - abgefüllt. Lässt man den Wein stehen, sinkt die Hefe ab, und der Wein in der Flasche klärt sich. Wir geben unseren Kunden:innen damit praktisch die Möglichkeit zwei Weine zu probieren: einen Wein, der klar ist und, wenn sie ihn vorsichtig schütteln, einen Wein mit Hefedepot, der einfach mehr Fülle mitbringt. Ist letztlich reine Geschmackssache!

Vertrieb in Karlsruhe:
Weinlade am Gutenbergplatz, Nelkenstraße 33
Ehrlichs Weinkontor, Hebelstraße 19
Online-Shop: doppelgaragevarnhalt.de

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