„Immer wieder ganz neu und anders
Mit ihrer hellen, ausdrucksstarken Stimme ist Sandie Wollasch eine der geachtetsten Sängerinnen der Region. Sie war die Stimme des Avant-Pop-Trios Triband, tourte aber ebenso mit Götz Alsmann wie mit Hattler oder Tab Two und erweist sich mit regelmäßigen lokalen Konzerten mit der Groove Inc. oder dem Trio Hautsch Baldu Wollasch als heimatverbunden und bodenständig. Mit „Believer“ veröffentlichte sie gerade ihre zweite Solo-CD.
Deine neue CD erinnert optisch an eine Vinylschallplatte. Bist Du ein nostalgischer Mensch?
Sandie Wollasch: Ja, absolut. Ich bin durch die Platten meiner Eltern mit der Musik der 40er, 50er und 60er Jahre groß geworden. Ella Fitzgerald, Elvis, die Beatles, ich liebe sie auch heute noch. Vor allem aber sehne ich mich nach den Tagen, als man sich noch Zeit nahm, sich mit Musik zu beschäftigen. Ich habe als Teenager das Ritual geliebt, sich ein LP zu kaufen. Man suchte sich die Platte aus und hörte sie sich unter dem Kopfhörer durch und beschäftigte sich mit jedem einzelnen Titel, wer mitspielt und wer produziert ... Ich habe das Gefühl, heute wird nur noch kurz von Track zu Track gezappt.
„Believer“ hast Du zusammen mit deinem langjährigen musikalischen Partner Tommy Baldu fast im Alleingang aufgenommen. Warum habt Ihr Euch auf diese minimale Besetzung konzentriert?
Wollasch: Wir kennen uns sehr lange, wir spielen seit 17 Jahren in den unterschiedlichsten Formationen zusammen, sind gemeinsam durch Hochs und Tiefs gegangen und wollten jetzt einfach einmal erfahren, wie es klingt, wenn wir, ein Schlagzeuger und eine Sängerin, etwas nur zweit machen. Das Ergebnis ist für mich wie ein Baby, das ich lange Zeit in mir getragen habe. Wie „Believer“ auf der Musikebene in der Partnerschaft mit Tommy entstand, gibt es auf der Textebene die Zusammenarbeit mit Inga Brock, die für mich eine Seelenverwandte ist.
Du wirkst als fröhlicher Mensch, wenn man aber auf die Texte von „Believer“ hört, kommen da ziemlich düstere und schmerzerfahrene Seiten hervor. Wie kommt das?
Wollasch: Die Texte sind ja nicht autobiografisch, aber sie basieren vielfach auf Geschichten, die ich miterlebt habe, die aber nicht meine Geschichten sind. So eine Erfahrung, oder etwas, was ich gelesen habe, wird zur Idee in meinem Kopf, aus der dann ein Lied entstehen kann. Ich selbst habe das Glück, ein positiver Mensch zu sein. Nicht, dass ich Schmerz nicht kenne, aber ich verkrieche mich nicht lange in einem Loch, nicht zuletzt dank der Musik.
Welche Hoffnungen verbindest Du mit der neuen CD?
Wollasch: Ich habe „Believer“ in erster Linie für mich selbst gemacht. Ich habe alles selbst gemacht, auch ohne Label im Hintergrund, weil ich selbst die Verantwortung tragen und bestimmen wollte, was passiert. Ich bin seit zweieinhalb Jahren auch Mutter und es ist mir wichtig die Balance zwischen der Musik und der Familie zu finden. Ich hoffe, dass ich viel Freude mit der CD habe, möglichst viele Leute erreiche und schöne Konzerte spiele. Ich werde versuchen die Lieder in allen mir zur Verfügung stehenden Plattformen zu spielen, das heißt in die unterschiedlichen Besetzungen und Projekte einzubringen. Das ist eine neue Erfahrung für mich. So werden die Lieder immer wieder ganz neu und anders klingen, ich habe ja das Glück mit vielen fantastischen Musikern zusammenarbeiten zu dürfen.
> Sandie Wollasch gemeinsam mit Matthias Hautsch, Tommy Baldu und Joo Kraus, Sa 21. Dezember 2013 um 20 Uhr, Kulturzentrum Tollhaus