Der Heidelberger Germanist Dirk Werle spricht im Prinz-Max-Palais über den Aufenthalt von Friedrich Wilhelm Klopstock, des damals gefeierten Begründers der Empfindsamkeit, in Karlsruhe, der Mitte Oktober 1774 in die Residenzstadt kam und diese nur fünf Monate später enttäuscht bei Nacht und Nebel verließ. In seiner Broschüre „Klopstock in Karlsruhe“, die er an diesem Abend präsentiert, begibt er sich auf Spurensuche und zeichnet die Umstände dieses badischen Intermezzos des berühmten Messias-Dichters nach. Er zeigt, wie eine scheinbar nebensächliche Episode direkt zu einem Wendepunkt der deutschen Literaturgeschichte führt: zum Übergang von einer heteronomen, in Dienst genommenen, zu einer autonomer, sich auf sich selbst besinnenden Dichtkunst – sowie von abhängiger zu freier Autorschaft.