Johan Grimonprez

Mit seiner rasanten Montage von Archivmaterial und Musik "Soundtrack to a Coup d´Etat" war der belgische Film- und Medienkünstler Johan Grimonprez in diesem Jahr bei den Oscar-Verleihungen in der Kategorie "Bester Dokumentarfilm" nominiert worden. Fast hätte damit das ZKM als Koproduzent auch an einem der heißbegehrten Filmpreise partizipiert. Nun widmet der Karlsruher Kunst- und Medientanker Grimonprez mit "All Memory Is Theft" eine großangelegte Ausstellung, die das vielfältige Schaffen des sich vor allem mit der Rolle und Funktion der Medien auseinandersetzenden Künstlers dokumentiert. Gezeigt werden Filminstallationen, Kurz- und Langfilmen, Vlogs, Storyboards, Fotografien und Zeichnungen, Archivmaterialien, Zitate und Skizzen. In Anlehnung an den französischen Philosophen und Medientheoretiker Paul Virilio hatte Johan Grimonprez einmal gesagt, dass jede Technologie auch ihren eigenen Unfall hervorbringe, und somit wie mit dem Schiff der Schiffbruch und mit dem Fliegen der Flugzeugabsturz erfunden wurde mit den News-Medien auch die Fake News einhergehen. Mit der Akribie eines Archäologen dekonstruiert Grimonprez die Bilderflut unserer Zeit, durchforstet Archive, montiert Geschichte(n) neu und hinterfragt, wie Medien unsere Wahrnehmung manipulieren. Natürlich wird in der Ausstellung auch der zweieinhalbstündige "Soundtrack to a Coup d´Etat" zu sehen sein, der zeigt, wie im Kontext der Dekolonialisierung Afrikas der 1960er Jahre von den USA der Jazz als imperialistisches Instrument eingesetzt wurde, und Jazzgrößen wie Louis Armstrong, Nina Simone und Dizzy Gillespie als Werbeträger westlicher Werte nach Afrika gesandt wurden, während im Hintergrund die CIA agierte und Politiker wie Patrice Lumumba ins Visier nahm.

7. Juni 2025 bis 8. Februar 2026
ZKM Karlsruhe, Lorenzstraße 19

Mi bis Fr 10-18 Uhr, Sa+So 11-18 Uhr

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Bild: Johan Grimonprez, Soundtrack to a Coup d´Etat, 2024, Filmstandbild © Johan Grimonprez