Lang, lang ist´s her - die Dinosaurier waren erst vor Kurzem ausgestorben, da wurde in Karlsruhe die erste Klappe auf verteilt. 1984 war es ein schlichter, aber begehrter Faltkalender mit Terminen von Kulturveranstaltungen und ab 1987 ein ausgewachsenes Heft.
Alle Beteiligten der ersten Klappe auf-Faltkalender waren Tollhaus-Mitglieder: Bernd Belschner, Irimbert Kastl, Alfred Godulla, Erich Fehr, Oliver Mross und einige mehr. Das Layout wurde mit Schere und dem Kleber Fixogum auf papierne Montagebögen erledigt. Erst Anfang der 90er kam das Desktop Publishing am Computer zum Einsatz.
Potentielle Kunden vom Vorteil einer Anzeige im Faltkalender zu überzeugen, war nicht einfach. Doch bald hing der Kalender fast in jeder WG und so wagten die beiden Herausgeber Bernd Belschner und Alfred Godulla den Schritt zum Heft: von 16 Seiten mit eingelegtem Kalender, wuchs es auf über 90 Seiten. Belschner verließ die Klappe und konzentrierte sich ab Mitte der 90er auf das Tollhaus, und Godulla führte die Klappe auf mit den engagierten Mitarbeitern weiter, von denen manche noch heute dabei sind.
Ab Mitte der Nuller-Jahre machte sich das Internet als konkurrierende Werbemöglichkeit immer mehr bemerkbar. Obendrauf kam das Werbeverbot für Zigaretten in Printmedien. Das war ein heftiger Verlust an Einnahmen. Die Folge war: Heftumfang und Bauchumfang des Herausgebers verhielten sich umgekehrt proportional, das bedeutete: das Heft wurde immer dünner, der Herausgeber immer dicker. Zum Glück pendelte sich dies irgendwann auf einen einigermaßen akzeptablen Wert ein, vor allem, weil uns die regionalen Anzeigenkunden weiterhin treu blieben, wie beispielsweise die ehemalige Buchhandlung am Kronenplatz von der ersten Klappe auf an oder seit annähernd 40 Jahren der Vogelbräu. Dafür ein großes „Dankeschön“.
Dann kam Corona und uns ging es wie allen Kulturveranstaltern, Geschäften und der Gastronomie, nämlich richtig schlecht. Viele Monate erschien keine Klappe auf, sie war nur im Internet mit einigen wenigen Streaming-Angeboten von tapferen Kulturbetrieben vertreten.
Ein Erlebnis allerdings war für alle etwas ganz Besonderes: die November-Klappe auf 2020 erschien Ende Oktober und als gerade die letzten Klappen verteilt waren, kam am am 2. November der sogenannte „Lockdown Light“. Kultur- und Gastronomiebetriebe mussten schließen. Da nun alle Werbeanzeigen und der Inhalt in der Klappe auf mit einem Schlag sinnlos wurden, konnten wir es mit unserem Gewissen nicht vereinbaren, einfach auf die Werbeaufträge zu bestehen. Wir verschickten zwar die Rechnungen, aber wir stellten es den Kunden frei, ob sie bezahlen wollten oder nicht. Dann der Hammer: ALLE haben freiwillig gezahlt - und vielen ging es ja auch selbst hundsmiserabel. Ein Kunde - Tai Chi Chuan Schule - bot uns sogar an, weiterhin den Rechnungsbetrag ihrer Anzeige monatlich an uns zu überweisen, unabhängig davon, ob ein Heft überhaupt erscheinen würde. Das hat uns alles sehr gerührt.
Leider kann man nicht alle aufzählen, doch einigen muss ich besonders danken:
Werner Heintz erfasst - kaum zu glauben - seit annähernd 40 Jahren mit Akribie und Sammelleidenschaft die Termine. Johannes Frisch, der auch als Musiker unterwegs und zudem beim Kulturzentrums Tollhaus mitarbeitet, ist seit über dreißig Jahren für einen guten Teil des Inhaltes der Klappe auf mit verantwortlich. Karin Hoog schreibt nicht nur für überregionale Musikmagazine wie den Sonic Seducer, sondern kompetent auch über Musik, Theater, Literatur und Kino für die Klappe auf. Anja Frisch ist als freie Journalistin hauptsächlich für Kulturthemen seit 30 Jahren der Klappe Auf verbunden. Natürlich zählt auch der geniale Cartoonist Herbie Erb dazu, dessen Zeichnungen auf der drittletzten Seite seit Jahrzehnten immer wieder zum Schmunzeln reizen.
Dann noch das Wunder an Geduld: Hugi Hugel. Als Künstler ohne Allüren sind seine bierdeckelkleinen bis wandgroßen Werke in vielen Wohnungen und öffentlichen Räumen zu bewundern. Er ist für das Layout verantwortlich und achtet darauf, dass es ästhetischen Ansprüchen so weit wie möglich gerecht wird. Er ist es, der seit über 25 Jahren beharrlich darauf drängt, dass die Texte zur Bearbeitung doch endlich kommen sollten.
Für die Kontakte mit Kunden und Gott sei Dank auch mit dem Steuerberater sowie alle anderen Büroarbeiten ist seit rund zwei Jahren Jutta Wiesemann zuständig.
Leider nur bis 2007 hatte zwei Jahrzehnte lang Franz Littmann mit seinen Texten über Kunst seine eigene Rubrik, die viele der dort besprochenen Künstler ihre Erwähnung als eine Auszeichnung empfanden. FL entwickelte sich danach zu einem anerkannten, mit Preisen ausgezeichneten Fachmann für die Werke von Johann Peter Hebel.
Von den ersten Heften an schrieb Peter Kohl als kompetenter Journalist mit seinem unglaublichen Wissen über Filme und Literatur für die Klappe auf. Unter dem Pseudonym „Dr. Mabuse“ erschuf er eine Kolumne mit Kultstatus. Eine Auswahl erschienen im Buch „Was mal gesagt werden muss. Oder auch nicht.“ mit den dazugehörigen, Cartoons von Herbie Erb). 2017 starb Peter Kohl. Wir vermissen ihn jeden Monat - immer noch.
1995 fing Günter Kromer fing bei der Klappe auf im Außendienst an. Erfolgreich gewann er viele Anzeigenkunden. Er schaffte es, fast im Alleingang, dass über 15 Jahre lang jährlich zusätzlich die Sommer- und Herbst-Specials der Klappe auf erscheinen konnten. Auch in der Redaktion und Organisation arbeitete er mit. Vermutlich war es die extreme Arbeit bei der Klappe auf, die ihn zu einem Extrem-Läufer werden ließ. Er lief zum Beispiel den Ultratrail du Mont Blanc in 44 Stunden nonstop 168 Kilometer und 9600 Höhenmeter und war beim Marathon des Sables eine Woche lang 237 km durch die Sahara unterwegs. 2018 hörte er bei der Klappe auf und wanderte 10.000 km durch Deutschland (siehe d-wanderer.de). Zum Glück hängt er weiterhin an seiner Klappe auf: für seine Idee
klappeauf40.de hat er in er ehrenamtlicher Arbeit über 100 Stunden investiert.
Natürlich sind wir auch im Internet präsent .
Von 2001 bis 2012 war Frank Herbst für den Internetauftritt der Klappe auf zuständig. Zusammen mit ihm, der Klappe auf und den französischen Kollegen der Zeitschrift hebdoscope aus Straßburg betrieben sie von 2007 bis 2013 die zweisprachige - Deutsch und Französisch - Homepage trans-culture.net, die Kulturveranstaltungen aus dem Elsass und Baden präsentierte.
Eine vollkommen neue Klappe-auf -Homepage programmierte Stefan Kölmel und designte Michael Hugel. Seit 2013 ergänzt klappeauf.de das Printmedium auf ideale Weise.
Sie werden oft übersehen, sind aber wichtig und unentbehrlich: die Verteiler der Klappe auf. Sie bringen die Hefte an die Auslegestellen, was dank Fußgängerzonen und Öffnungszeiten nicht immer so einfach ist. Seit Jahrzehnten mit dem größten Gebiet ist mit unglaublichen 83 Jahren Ingrid Gentzen dabei. Deutlich jünger sind Jörg Heimann, Titus Tamm, Martin und Bernhard Adam, Hans Haller, und fast seit Beginn ist ehrenamtlich Ralf Visel dabei.
„Euch allen ein herzliche Dankeschön - es war alles in allem eine schöne Zeit mit euch und wird es hoffentlich - wenn die geschätzten Anzeigenkunden es ermöglichen - auch weiterhin sein.“ Das wünscht sich der dankbarere Herausgeber Alfred Godulla.
Bild mit ChatGPT erstellt