Es war einmal vor langer, langer Zeit, als die erste Klappe auf erschien und Informationen ausschließlich auf bedrucktem Papier oder im Radio und Fernsehen verbreitet wurden. Internet und Homepage existierten damals noch nicht einmal als Worte. Nein, getrommelt wurde damals schon nicht mehr; auch Rauchzeichen waren überholt. Dies ging heute von wegen der kulturellen Aneignung eh nicht mehr.
Es war damals noch undenkbar, dass eine Musikgruppe von einer Veranstaltung ausgeladen würde, weil der Didgeridoo-Spieler der Band kein australischer Aborigin war und somit als weißer Europäer nicht berechtigt ist, dieses Instrument zu spielen. Dass die Ethnie darüber entscheidet, welches Instrument ein Musiker spielen darf oder nicht, das hätte Adolf H nicht besser hinbekommen können.
Auch war es nicht vorstellbar, dass sich eine Mitarbeiterin einer Partei nach einer kritischen Bemerkung über ihre Partei in der Klappe beschweren würde, um dann darauf hinzuweisen, dass sie Mitsprache bei der Schaltung von Anzeigen hätten. Dies sollten wir doch bedenken. Damit kein falscher Verdacht aufkommt: es war niemand von der CDU.
Etwas mehr zum 40sten Geburtstag der Klappe auf steht auf den Seiten 8 bis 9., und der sehenswerte Zeitreise durch 40 Jahre Karlsruher Kulturgeschichte auf der Homepage
klappeauf40.de
Ganz schlimm:
Unvorstellbar war es damals auch, dass Juden sich in diesem Land nicht mehr unbehelligt in der Öffentlichkeit bewegen können, dass sie an Unis drangsaliert und am Studieren gehindert würden, dass sie selbst in der Kulturszene angefeindet und von Veranstaltungen ausgeschlossen werden, dass jüdische Jugendliche an Schulen beschimpft und belästigt werden.
Zitat aus der Pressemitteilung der Karlsruher jüdischen Gemeinde zum europäische Tag der jüdischen Kultur am 1. September:
„Auch wenn dieser Tag seit Jahren ein fester Bestandteil unserer Öffentlichkeitsarbeit ist, ist es ist diesem Jahr für unsere Gemeinschaft anders. Der Schmerz, die Sorge und die Auswirkungen des 07. Oktober 2023 hat uns tief getroffen und auch betroffen. Die erarbeitete Akzeptanz und Teilhabe schien verschwommen und drohte zu zerbrechen. Antisemitismus vor Ort war plötzlich wieder spürbar, auch wenn dieser nie ganz verschwunden war. Selbst unsere Kinder bekamen dies an Schulen und im Alltag zu spüren. Unsere Mitglieder wandten sich aus Sorge von unserer Gemeinde ab. Offen als Jüdin/Jude zu leben, für viele undenkbar.
Indem wir trotz alldem unsere Türen weiterhin öffnen, möchten wir ein Zeichen setzen und uns für die gesamte Jüdische Gemeinschaft stark machen und verdeutlichen, dass wir das Vertrauen in das Gute nicht verloren haben.“
Da muss man nichts mehr dazu sagen - es ist so traurig.
Wir hoffen, auch nach inzwischen 40 Jahren weiterhin in der Klappe auf die ungeheure Vielfalt, das Schöne, Unterhaltsame, Interessante, Nachdenkenswerte für unsere Leserinnen und Leser präsentieren zu können - und für sie machen wir das einfach zu gerne.