Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 02.2006
Musik Klassik

 

Alles Mozart oder was´

Die Frage scheint im Februar mehr als berechtigt. Die Musikhochschule eröffnet den Monat im Schloss Gottesaue mit einem Kammerorchesterkonzert, bei dem unter anderem „Mentre ti lascio, o figlia“ und „Rivolgete a lui lo sguardo“ des Jubilars aus der Mozartkugelstadt Salzburg jeweils für Bass und Orchester auf dem Programm stehen. Das Kammerorchester der Hochschule wird vom Geiger Nachum Erlich geleitet. Am 5. hat sich Organist Carsten Wiebusch an der Christuskirche die großen Orgelwerke des reisefreudigen Österreichers vorgenommen, der neben Brahms und Beethoven auch am 24. in der Karlsruher Stadthalle auf dem Programm der Klassischen Philharmonie Bonn nicht fehlen darf.

Mozartwoche

Am 5. setzt dann das Badische Staatsheater zu seiner Mozartwoche an, bei der es neben dem 4. Sinfoniekonzert am 5. und 6., bei dem Wolferls Prager Sinfonie neben Mahlers „Lied von der Erde“ erklingt, nicht nur Opern und Singspiele aus dem Repertoire („Zauberflöte“ 8., „Idomeneo“ 9., „Hochzeit des Figaro“ 10. und die Entführung aus dem Serail 11.) sondern auch ein Kinderkonzert zur Opernprobe und eine Lesung von Briefen Mozarts an seinen Vater Leopold seine Frau Constanze und das „Bäsle“, eine Cousine, mit der der junge Komponist zwischenzeitlich ein Verhältnis pflegte. In diesen Briefen zeigt sich der musikalische Überflieger noch als Mittzwanziger obszönen Albernheiten und missklingenden Anal-Späßen nicht abgeneigt: "Iezt wünsch ich eine gute nacht, scheissen sie ins beet daß es kracht; schlafens gesund, reckens den arsch zum mund, ich gehe izt nach schlaraffen, und thue ein wenig schlaffen. ach Mein arsch brennt mich wie feüer! was muß das nicht bedeüten! -- vielleicht will dreck heraus´ - ja ja, dreck, ich kenne dich, sehe dich, und schmecke dich -- und -- was ist das´ -- ists möglich! -- ihr götter! -- Mein ohr, betrügst du mich nicht´ -- Nein, es ist schon so -- welch langer, trauriger ton!"

„Mensch Mozart!“

möchte man da ausrufen, und so heißt es denn auch bei der A-Musik im Karlsruher Kulturzentrum Tempel am 19. um 19 Uhr, wo die gastgebende Pianistin Annemi Egri vollkommen unbescheiden die Geburtstage 250 Jahre Mozart und 5 Jahre A-Musik miteinander verkoppelt. Annemi Egri gewann für dieses Mozart-Highlight drei der besten Streicher der Region, die zusammen mit der Pianistin ein kammermusikalisches Klangfeuerwerk entzünden werden. Aureli Blaszczok, 1. Konzertmeister der Stuttgarter Philharmoniker, die australische Bratschistin Sally Clarke vom Radiosinfonieorchester Stuttgart, Thomas Gieron, Solocellist des Badischen Staatstheaters und Annemi Egri am Klavier präsentieren bekannte und unbekannte Mozartsche Geniestreiche vom Duo für Violine und Bratsche bis hin zum g-Moll Klavierquartett nach dem Motto „frech, apart, modern und fein, das kann nur der Mozart sein!“

Gott sei Dank, noch Händel!

Da kommen die im Februar obligatorischen Händel-Festspiele gerade recht, ein wenig Abwechslung in die kulminierenden Mozartfestivitäten zu bringen. Auch wenn das vom 12. bis zum 27. dauernde Barock-Festival am Badischen Staatstheater immer wieder seine schlechte finanzielle Ausstattung beklagt, finden sich auch in der 29. Auflage interessante Programmpunkte. Voran die Oper „Lotario“, die nach den Erstaufführungen in London vor 276 Jahren wieder von der Bühne verschwand und nun als kontinentale Erstaufführung in Karlsruhe Premiere feiert. Ob das vor dem Hintergrund der Diskussion um die historische Aufführungspraxis von Opern gewagte Experiment aufgeht, die drei Akte des Königsdramas in verschiedenen Zeiten (in der historischen Situation der Geschichte, zur Zeit Händels, in der Gegenwart) spielen zu lassen, darf man gespannt abwarten (17., 19., 21., 24. und 26.). Zu den weiteren Höhepunkten zählt sicherlich Händels Ode an die heilige Cäcilia „Das Alexander-Fest oder Die Macht der Musik“, die am 18. vom Coro Piccolo und dem Orchester L‘arpa festante in der Evangelischen Stadtkirche am Marktplatz aufgeführt wird, wo am 23. unter dem Titel „Vergnügte Ruh, Beliebte Seelenlust“ auch ein Abend mit Orgel- und Orchesterwerken von Mozart und Bach stattfindet.

A propos Bach

Zum Auftakt der Durlacher Bachkonzerte kommt am 3. der schwedische Starorganist Hans Fagius in die Durlacher Stadtkirche. Im Katalog des vielgereisten und ausgezeichneten Musikers findet sich unter vielem anderem eine Gesamteinspielung des Bachschen Orgelwerks auf 17 CDs.

Universitäres Großaufgebot

Universitätschor und Kammerorchester der Karlsruher Universität tun sich am 12. um 17 Uhr in der Christuskirche zusammen, um Giacomo Puccinis lange vergessene und verkannte „Messa di Gloria“ aus dem Jahr 1880 aufzuführen. Zuvor gibt das Kammerorchester unter Dieter Köhnleins Leitung Beethovens Siebte und als besonderer Gast singt der Universitätschor Budapest, der mit seinem Karlsruher Pendant seit 20 Jahren freundschaftlichen Austausch pflegt, geistliche Lieder und Motetten.

Klassik Lounge
Streichinstrumente und Liederzyklen stehen im Mittelpunkt der Klassik Lounge, die am 2. in der Scenariohalle des Kulturzentrums Tempel zum zwanglosen chillen bei den Klängen alter und Neuer Musik einlädt. Na denn auf einen völlig entspannten Februar! jf

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