Ausstellung des Monats
Oberflächlich betrachtet irgendwo zwischen den lustvoll zusammengestellten Menschenporträts, die der italienische Manierist Guiseppe Arcimboldo im 16. Jahrhundert aus Früchten, Blumen oder Fischen malte, und den politisch oder sozialkritisch motivierten Collagen des 20. Jahrhunderts etwa einer Hanna Höch bewegt sich in der Gegenwart die aus Kenia stammende Wangechi Mutu mit ihren faszinierenden Arbeiten. In den Sinn kommen einem bei ihren aus Mode- und Lifestylezeitschriften, Pornos oder Auto- und Motorradheften zusammengeschnipselten und auf eine spezielle Kunststofffolie aufgeklebten, fremdartigen Mischwesen auch die Werke der Surrealisten, die ebenso in solch ungeahnte Tiefen führten, wie die Collagen der in New York lebende Wangechi Mutu. Bei ihr liegen Schönheit und Schrecken, Gewalt und Begierde eng beieinander und nicht selten haben ihre ambivalenten Bilderwelten ein schreiendes Unrecht wie die Ereignisse in Sierra Leone als Hintergrund, wo während des Bürgerkriegs und der Kämpfe um die Diamantschätze des Landes tausende von Zivilisten bewusst verstümmelt wurden. Mutus Arbeit, die in den vergangenen Jahren die Wand zu Gunsten von dreidimensionalen Objekten und Installationen immer mehr verlässt und Tierhäute, Maschinenteile oder gewöhnliche Alltagsmaterialien miteinbezieht, ist deutlich vom dunklen Kontinent geprägt, lässt sich aber keinesfalls auf das Afrikanische verkürzen. Ebenso scheint es mit der Zuordnung von Mutus zumeist erkennbar weiblichen Wesen zum Feminismus. Auch hier sperren sich ihre immer wieder auch naturwissenschaftliche Hintergründe und das Interesse an Zukunftsvisionen offenbarende Geschöpfe gegen eindimensionale Deutungen. Mit der Ausstellung von Wangechi Mutu, die als Artist of the Year 2010-Preisträgerin der Deutschen Bank auch in Deutschland bekannt wurde, ist Johan Holten ein Coup gelungen, der viele Besucher in die Kunsthalle locken sollte. jf
> 14.7. bis 13.9. (Eröffnung 13.7., 19 Uhr), Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Lichtentaler Allee 8a, Di bis So 10-18 Uhr