Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 06.2012
Verschiedenes Meldungen

 

40 Jahre Jakobus-Theater

Erzieher spielt mit Bürgermeister - Rechtsanwalt mit Personalchef

Während die Kellerräume in der Karlsruher Nordweststadt, in denen 1972 seine Geschichte begann, demnächst dem Abriss anheim fallen, verspricht das 40-Jährige dem Jakobus-Theater eine glänzende Zukunft. Damals mit einer vom Gemeindepfarrer zusammengetrommelten Gruppe von Jugendlichen als Laienspielgruppe gestartet, hat sich die über viele Jahre von der theaterbegeisterten Jutta Berendes geleitete Truppe längst zum größten Amateurtheater der Stadt entwickelt.

Vor 20 Jahren hatte sich das Ensemble von den gemeindlichen Ursprüngen gelöst, und zog in die Theaterfabrik, einem ehemaligen Gaswerk in der Nähe des Mühlburger Tors. Mittlerweile als Verein organisiert, entwickelte das Jakobus-Ensemble zu einem Theater mit durchgängigem Spielbetrieb.

Jugendliche finden sich längst nicht mehr im Ensemble, sondern erwachsene Spieler aus allen Generationen, wie Carsten Thein betont. Der als Vorstandsmitglied für den Spielplan des Hauses zuständige Theateramateur war vor sieben Jahren zum naturwissenschaftlichen Lehramtstudium nach Karlsruhe gekommen: „Ich hatte zuvor schon an der Schule Theater gespielt und habe damals nach einem Ausgleich zur Uni gesucht. Im Theater kann man für eine gewisse Zeit in die Rolle einer anderen Person mit einer gänzlich anderen Lebensgeschichte schlüpfen. Dabei lernt man viel über sich selbst und verbindet das Erlernen zahlreicher nützlicher Kompetenzen mit etwas, das viel Spaß macht.“ Vor allem schätzt er aber auch das Eingebundensein in eine Gruppe, in der unterschiedliche Lebenswelten und Generationen ganz selbstverständlich zusammenkommen. „Ich sehe die anderen Spieler als meine Freunde. Dabei empfinde ich es als viel bereichernder mit Menschen aus ganz anderen Alters- und Berufsgruppen zusammenzukommen, als immer nur im Sud des eigenen Umfelds zu schmoren.“

Wegen des Ausgleichs zum Beruf als Lehrer, Personalchef, Rechtsanwalt, Bürgermeister oder Erzieher kamen wohl die meisten der rund 30 Stammspieler zum Jakobus-Theater, vermutet Herrlich Lehrmann. Sie ist eine der ganz wenigen aktiven Mitglieder, die es nicht selbst auf die Bühne zieht. Sie ist ihrem seit vielen Jahren Theater spielenden Mann gefolgt: „Damit wir auch ein gemeinsames Hobby haben, bin ich zum Jakobus-Theater gekommen und habe nach dem Ende meiner Berufstätigkeit hier die Öffentlichkeitsarbeit übernommen.“ Partnerschaften gibt es einige im Ensemble. Das ist sinnvoll, denn wer in einem Stück „drin“ ist, hat über lange Wochen der Probenarbeit nur wenig Freizeit außerhalb des Theaters. Geprobt wird neben dem Beruf unter der Anleitung professioneller Regisseure an den Abenden und den Wochenenden. Da können locker 200 Probenstunden werden, bis eine Produktion auf die Bretter kommt.

Gespielt wird an rund 100 Abenden im Jahr, wobei im Jahr drei bis vier neue Stücke, Komödien, zeitkritische Produktionen, Klassiker oder Jugendtheaterstücke, erarbeitet werden, die neben Wiederaufnahmen jährlich rund 5000 Menschen in die Kaiserallee 11 locken. Das erfordert viel Engagement, Durchhaltevermögen und Leidenschaft, wie Carsten Thein unterstreicht, der es genießt, derzeit für die turbulente Boulevard-Komödie „Boeing, Boeing“ gemeinsam mit seiner Partnerin auf der Bühne zu stehen. Wenn er sich für die Zukunft des Jakobus-Theaters etwas wünschen dürfte, wäre das etwas mehr Geld für gezieltes Marketing und ganz allgemein, dass sich die Angehörigen seiner Generation und noch jüngere Menschen wieder mehr für das Theater interessieren und begeistern lassen.

> Sa 14.7., ab 14 Uhr, Jubiläumsfest „40 Jahre Jakobus-Theater“ mit „Badisch Band“, „Stage Charisma“, „Die Nasen“ und vielen anderen, Nottinghamanlage am Jakobus-Theater
> „Boeing, Boeing“, 4., 5., 7., 11.-13., 18., 25. + 26.7., Jakobus-Theater, Kaiserallee 11, jeweils 20 Uhr

Weiterführende Links

Weitere Infos