Der Lyriker Christophe Fricker erhielt von drei Jahren den Förderpreis des in Karlsruhe verliehenen Hermann-Hesse-Preises. Jetzt kommt er am 2. wieder nach Karlsruhe, genauer gesagt, ins Literaturhaus im Prinz-Max-Palais, Karlstr. 10, mit seinem Band Stefan George. Gedichte für dich, in dem er heutigen Lesern die Gedichte von George nahe zu bringen versucht. Stefan George war so etwas wie der letzte deutsche Dichterpriester, der eine Schar von Jüngern um sich sammelte, die sich nicht nur der Erneuerung der Lyrik, sondern auch der Lebensreform verschrieben haben. In jüngster Zeit wurde er wieder entdeckt als faszinierend zwiespältiger Anreger und als Dichter von Rang. Fricker, der sich schon in seiner Doktorarbeit mit Stefan George befasst hat, hatte ihn schon lange vorher für sich entdeckt.
Ganz andere Töne als George und Fricker schlägt die Wienerin Cornelia Travnicek in ihrem Romandebüt Chucks an. Die Straßenpunkerin Mae, der von ihrem toten Bruder nur die titelgebenden Schuhe geblieben sind, verliebt sich bei der Arbeit in einem Aids-Hilfe-Haus, zu der sie nach einer Schlägerei verdonnert wurde, in Paul. Als bei ihm die Krankheit ausbricht, versucht sie alles um ihn nicht ganz und gar zu verlieren. Das ist der richtige literarische Stoff für die Reihe Lesung Süd im KOHI-Kulturraum, am 7., Werderstr. 47, wie fast immer am ersten Montag des Monats.
Als Rafik Schami 1994 mit dem Hermann Hesse-Preis ausgezeichnet wurde, war er schon recht populär, aber seitdem ist die Fangemeinde des gebürtigen Syrers noch gewachsen. So gibt er am 21. gleich zwei Vorstellungen, um 15 Uhr hält er im Jubez am Kronenplatz eine Erzählstunde für Kinder und Erwachsene, ausgehend von seinem Kinderbuch Das Herz der Puppe über die Freundschaft zwischen einem Mädchen und seiner Puppe, die auch zu gerne ein Mensch werden würde, doch dazu braucht sie ein Herz. Am Abend (20 Uhr) gibt er im Konzerthaus am Festplatz seine neue Geschichte für Erwachsene zum Besten, Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte, natürlich so wie er nur es kann, scheinbar aus dem Stegreif improvisierend und fabulierend. Literarische Gesellschaft und Stephanus-Buchhandlung machen es möglich, die haben auch dafür gesorgt, dass der Globetrotter Helge Timmerberg am 23. im Jubez (Kronenplatz) sein neues Buch African Queen vorstellt, in dem er von abenteuerlichen Begegnungen mit Menschen und Tieren in Afrika erzählt, von der Schönheit der Steppe und der Unwirtlichkeit der Großstädte.
Auch die Buchhandlung Ettlingen begnügt sich nicht damit, Bücher zu verkaufen, sie ermöglicht die persönliche Begegnung mit Autoren. So können Kinder (ab 8) und Erwachsene die Erzählstunde von Rafik Schami einen Tag nach seinen Karlsruher Auftritten auch im Grünhaus der Stadtwerke Ettlingen in der Hertzstr.33 erleben (22., 17 Uhr). Keine
Märchen erzählt der Enthüllungsjournalist Jürgen Roth über GAZPROM, das unheimliche Imperium von Putins Gnaden, am 9. im Grünhaus.
Die Filmemacherin Maria Blumencron hat im Jahr 2000 die Flucht sechs tibetischer Kinder nach Indien und die Errichtung eines Kinderdorfes für die Flüchtlinge dokumentiert. Seitdem hat sie das Schicksal dieser Kinder nicht mehr losgelassen. Weitere Fernsehdokumentationen folgten und in diesem Jahr kommt noch ihr Spielfilm Flucht aus Tibet in die Kinos. Am 3. präsentiert sie im Grünhaus in Ettlingen zusammen mit Chime Yangzom, einem der Flüchtlingskinder, eine multimediale Lesung mit Filmausschnitten, Fotos und Musik unter dem Motto Kein Pfad führt zurück.
Im Sommersemester an der HfG Karlsruhe (Lorenzstr. 15)geht es auch weiter mit der bemerkenswerten Reihe Literatur im Blauen Salon, bei der Stephan Krass und das Adam Seide Archiv neue literarischen Stimmen abseits des Mainstreams präsentieren. Am 14. (19 Uhr) liest Sebastian Polmans aus seinem Romandebüt Junge, darin schildert er das Leben in einem Nest an der deutsch-niederländischen Grenze aus der Perspektive eines Jungen, der begreift, dass diese kleine Welt nicht seine Welt sein kann. Der Eintritt ist wie immer frei.
Das Mittelalter wiederaufleben lässt eine Veranstaltung des Künstlernetzwerk-SW in ihrem Domizi, Augustastr. 3, l am 23. (19 Uhr). Matias Bleckman liest Texte von Minnesängern. Tobis Böckle begleitet ihn auf der Drehleier, dem Dudelsack und der Nyckelharpa. Texte über das Mittelalter steuern Walter Bernotat und Eveline von Pfeil bei. Judith Henkel zeigt Bilder mit mittelalterlichen Motiven.
Auch das Tollhaus, Schlachthausstr.1 hat im Wonnemonat Mai in Sachen Literatur etwas zu bieten. Am 4. schaut mit Wiglaf Droste mal wieder einer der ätzendsten Spötter deutscher Zunge vorbei. In seinem neuen Band Sprichst du noch oder kommunizierst du schon nimmt er gängige Phrasen, aufgeblasene Nichtigkeiten und gedankenlose Redensarten aufs Korn und damit auch die, die sie absondern. Wesentlich freundlicher zu und mit seinen Mitmenschen ist der auffällig-unauffällige Geschichtenerzähler Horst Evers, der am 11. mit seinem Dauerprogramm Großer Bahnhof gastiert. Vielleicht sind ihm seit seinem Tollhaus-Gastspiel vor einem Jahr noch ein paar neue Geschichten eingefallen. So oder so hört man ihm gerne zu, wenn er die Komik aus dem Alltäglichen kitzelt.
Wozu denn in die Ferne schweifen, wenn die Wildnis liegt so nah. Das Fotografen- und Autorenpaar Gaby Hufler und Norbert Daubner hat in der Region Karlsruhe Tiere in ihrem Lebensraum aufgespürt und fotografiert. Naturerlebnis Karlsruhe heißt der schöne Band mit ihren Fotos und Beobachtungen. Dieses Naturerlebnis vor der eigenen Haustür vermitteln sie noch eindrucksvoller in einer Multivisionsschau am 2. (19.30 Uhr) im Pfarrzentrum Ernst Kneis (Busenbacher Str.4) in Waldbronn.
Heinrich Hansjakob (1837-1916) war katholischer Priester, Landtagsabgeordneter, wegweisender Gründer der Winzergenossenschaft Hagnau und Schriftsteller, als solcher hat er Land und Leute in Baden literarisch verewigt, in der Residenz ebenso wie im Schwarzwald. Harald Schwiers bringt in seiner Hörstunde am 3. (20.30 Uhr) im Marotte-Figurentheater, Kaiserallee 11, ein paar Sächelchen des badischen Volkschriftstellers zu Gehör.
Salz auf den Lippen heißt die beim Info-Verlag erschienene Anthologie des Literaturwettbewerbs AUTORIKA. Vier der sieben Preisträger lesen am 3. (20.15 Uhr) in der Buchhandlung Thalia (Kaiserstr.167). Wettbewerbsteilnehmer und gewinner sind auch mit von der Partie beim Open Stage-Programm an der Hochschule Karlsruhe, Moltkestr. 30, am 10. (um 18 Uhr), bei dem es um den Themenbereich Sprache und Karlsruhe geht, und beim Muttertags-Lesefrühstück am 13. (11 Uhr) im Trompeter von Säckingen (Kaiserallee 9). Den Moderator und Maitre de Plaisir macht in allen drei Fällen (in den beiden letzteren ist der Eintritt frei) André Richter.
Wenn nicht anders angegeben, ist Veranstaltungsbeginn 20 Uhr.