Das Land Baden-Württemberg feiert in diesem Jahr seinen sech-zigsten Geburtstag. Das ist eine schöne Gelegenheit innezuhalten und zurückzublicken auf die Erfolgsgeschichte des Südweststaates, der in seinen Anfangsjahren vor allem von badischer Seite ange-feindet wurde. Schon einmal hat die Literarische Gesellschaft im Museum für Literatur am Oberrhein baden-württembergische Lite-raturgeschichte ausgestellt, vor 10 Jahren ging es um die Anfänge bis 1970, in der Folge-Ausstellung im Prinz-Max-Palais werden die Jahrzehnte danach bis heute in den Blick genommen. An Themen herrscht kein Mangel. Einen Schwerpunkt bilden die zahlreichen Li-teraturpreise, die in Baden-Württemberg vergeben werden, zu de-nen z.B. auch der Karlsruher Hermann-Hesse-Preis zählt, und die Literaturinstitutionen im Lande, das mit dem Literaturarchiv Mar-bach über so etwas wie das Gedächtnis der deutschsprachigen Lite-ratur verfügt.
Eine große Rolle in der literarischen Landschaft des Südwestens spielten der Südwestfunk in Baden-Baden und der Süddeutsche Rundfunk in Stuttgart als Arbeit- und Auftraggeber für Schriftstel-ler, aber auch als medialer Begleiter der literarischen Entwicklun-gen, von Lodemanns Literaturmagazin bis zur Literatur im Fo-yer, die auch entsprechende Fernsehbilder für die Ausstellung lie-fern. Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Lyrik, gerade hier hat Karlsruhe viel zu bieten, von Walter Helmut Fritz bis Mat-thias Kehle und Silke Scheuermann. Nachgespürt wird dem Phä-nomen des Regionalismus, das auf ganz unterschiedliche Weise Schriftsteller wie Arnold Stadler aus Meßkirch oder Michael Busel-meier aus Heidelberg repräsentieren. Von da ist es kein weiter Schritt zur Mundartliteratur und damit zum 2010 verstorbenen Helmut Pfister, dem Virtuosen der Weltsprache Schwäbisch, und natürlich auch zu unserem Harald Hurst.
Eine ganz eigene Note in die deutsche Literatur der letzten Jahr-zehnte haben junge Autoren gebracht, die im Ausland geboren wur-den oder aus Migrantenfamilien stammen, dafür stehen u.a. José F.A. Oliver und Jagoda Marinic. An der Literatur lassen sich gesell-schaftliche Entwicklungen ablesen von den Nachwehen von 68, in-klusive des RAF-Terrors, bis hin zur neuen Innerlichkeit und Reli-giosität. Auch die Frauenliteratur und verschiedene Formen des li-terarischen Protests gegen AKW-Projekte und Umweltzerstörung fehlen nicht in der Ausstellung. Am 10. (18 Uhr) ist Eröffnung. Wer an literarischer und politischer Prominenz dabei sein wird, stand bei Redaktionsschluss noch noch nicht fest. Die Ausstellung dauert bis zum 26.August. Der Eintritt ist frei.
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> Karlstr.10, Di,Fr + So 10-18 Uhr, Do 10-19 Uhr, Sa 14-18 Uhr