Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 03.2012
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Stummfilmtage mit Musik

Gespräch mit Josef Jünger

Anlässlich der 10.Karlsruher Stummfilmtage sprach Klappe Auf mit Josef Jünger, dem Begründer des Festivals und Leiter des veranstaltenden Vereins Déjá Vu.

Wie haben sich die Stummfilmtage im Lauf der Zeit entwickelt´

Jünger: Wir haben mit 2 Filmen angefangen und zeigen jetzt mehr als 10 Programme. Inzwischen wollen wir nicht nur in Karlsruhe sondern auch überregional und auch national ein stummfilminteressiertes Publikum ansprechen. Waren wir am Anfang nur im Studentenhaus, sind wir seit einigen Jahren auch im ZKM. Es gibt aber einige Kontinuitäten: das Hauptprogramm ist wie schon vor 10 Jahren themenorientiert, und: wir setzen auf verschieden musikalische Stile und Ensembles bei der Begleitung der Stummfilme.

Wie hat man sich die Kooperation mit dem ZKM vorzustellen´

Jünger: Das ZKM stellt uns mietfrei seine Räume zur Verfügung. Wenn das ZKM zusätzliche Technikkräfte benötigt, übernehmen wir zumindest einen Teil der Kosten. Eine inhaltliche Einflussnahme hat es noch nie gegeben. Ich verstehe das auch als Vertrauen in die cineastische Kompetenz der Organisatoren des Festivals. Wir hatten bis dieses Jahr eine langfristige Vereinbarung, die für die Zukunft erneuert werden muss. Ich bin da sehr zuversichtlich, dass das ZKM die Stummfilmtage als Bereicherung seines Programms betrachtet.

Wer finanziert bzw. unterstützt die Stummfilmtage´

Jünger: Die Karlsruher Stummfilmtage erhalten einen Zuschuss der Stadt Karlsruhe. Sie werden seit letztem Jahr in Kooperation mit der Kinemathek veranstaltet, weil es nur so möglich war, einen Zuschuss der MFG (Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg) zu bekommen. Über den weiteren Mitveranstalter, das Studentische Kulturzentrum, gibt es noch eine mäzenatische Förderung. Einen ganz erheblichen Teil der Einnahmen müssen wir jedoch an der Kasse erwirtschaften. Aber die Karlsruher Stummfilmtage brauchen auch einen Sponsor, der sich nicht scheut mit „alten Filmen“ in Verbindung gebracht zu werden. Stummfilm war nie stumm – und die bei Sponsoren geliebten Musiker haben einen wichtigen Anteil am Festival. Da ich davon ausgehe, dass die Stadt Karlsruhe das Festival weiter unterstützen will, ist in diesem Sinne die Zukunft auch gesichert.


Das Programm

Fritz Lang und seine Stars

mit außergewöhnlicher Musik






Im Mittelpunkt der 10. Karlsruher Stummfilmtage, die vom 1. bis 4. März im Medientheater des ZKM und im Festsaal des Studentenhauses (Adenauerring 7) über die Bühne gehen, stehen die großen Epen von Fritz Lang. „Metropolis“ ist zwar nicht dabei, aber dafür sein anderes Opus Magnum, „Die Nibelungen“ in beiden Teilen. Teil I „Siegfried“ (am 1., 19 Uhr) wird musikalisch begleitet von Günter Buchwald, und seinem Ensemble, Teil II „Kriemhilds Rache“ ZKM, 2.3., 19.30 Uhr) von Andreas Benz. Zu sehen gibt es auch „Die Spinnen“, ein Abenteuerspektakel mit exotischen Schauplätzen, einer geheimnisvollen Gangsterorganisation, einer undurchsichtigen Schönen und einem unerschrockenen Helden, der in mancher Hinsicht wie ein Vorläufer von Indiana Jones wirkt. Teil I „Der goldene See“ (ZKM, 3., 14.30 Uhr) erhält einen maßgeschneiderten Soundtrack von einer Band namens „Silentones“, Teil 2 „Brillantenschiff“ (ZKM, 3., 17 Uhr) schaukelt auf den musikalischen Wogen des Pianisten Frieder Egri. Eine absolute Rarität ist „Harakiri“ (ZKM, 3., 23.30 Uhr), mit Lil Dagover als aparte Japanerin. Zu später Stunde sorgt das Duo Atembogen & Percussion für eine entsprechend exotische Klangkulisse. Eine spannende Räuberpistole ist Fritz Langs letzter Stummfilmerfolg „Spione“ (StH, 4., 17 Uhr) mit Willi Fritsch in der Rolle eines Geheimagenten. Das Karlsruher Improvisationsensemble spielt dazu. Willy Fritsch begegnet uns wieder in der Liebeskomödie „Ihr dunkler Punkt“ (ZKM, 2., 22.15 Uhr) an der Seite von Lilian Harvey (Musik: Capella Obscura unter der Leitung von Cornelia Brugger), Brigitte Helm, die durch die Doppelrolle als gute und böse Maria in „Metropolis“ zu einer Stummfilm-Ikone wurde, zeigt viel Gefühl in Georg Wilhelms Pabsts Melodram „Die Liebe der Jeanne Ney“ (Musik: KrausFrink Percussion. StH,2., 16 Uhr). Das Traumpaar Willy Fritsch und Lilian Harvey hat einen weiteren Auftritt in der stummen, aber dafür umso turbulenteren Operettenverfilmung „Die keusche Susanne“ (StH, 3., 19.30 Uhr) die im Programmpunkt „Kulinarisches Kino“ nicht nur zusammen mit der Musik (von Andreas Benz), sondern auch mit gastronomischen Köstlichkeiten serviert wird. Die Partnerschaft mit dem Stummfilmfestival von Anéres wird besiegelt mit der Aufführung von „Seventh Heaven“ (4., 20.30 Uhr), einer herzergreifenden Liebesgeschichte unter der Regie von Frank Borzage. Musikalischer Begleiter ist Gael Mevel, ein Pianist, Cellist und Komponist, der in Frankreich ähnliche Meriten hat wie hierzulande Günter Buchwald. Aus dem Rahmen fällt das Filmkonzert im ZKM mit der Karlsruher Formation Kammerflimmer Kollektief, die mit ihrer Musik die Musikjournalisten in aller Welt vor Formulierungsprobleme stellt. „Intituiv verjazzte Sphärenelektronik“ nennt es das Magazin Spex, na das passt ja hervorragend zum stummen sowjetrussischen Science Fiction-Film „Aelita“ (ZKM. 3. 21 Uhr). Wie in den letzten Jahren gewohnt, gibt es auch ein Filmbonbon für Kinder. „Pinocchio“, die früheste Verfilmung von Collodis Kinderbuchklassiker aus dem Jahr 1911 mit zum Teil colorierten Szenen wird untermalt von Ensemble Saitenwind unter der Leitung Sylvia Jürges und Mitgliedern des Badischen Konservatoriums mit Frieder Egri am Klavier. Diese Vorstellung im Studentenhaus gibt es gleich zweimal, am 4. (11 Uhr) und 11. (15 Uhr).















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