Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 03.2012
Verschiedenes Meldungen

 

Antonin Artaud

Filme zu den EKT

Der „Napoleon“-Film von Abel Gance ist ein Monument der Kinogeschichte. In der Darstellung des Aufstiegs von Napoleon Bonaparte vom erfolgreichen Heerführer bis zum Heilsbringer des nachrevolutionären Frankreichs schöpfte Gance Mitte der 20er-Jahre aus dem Vollen der filmtechnischen Möglichkeiten, es gab Szenen in Farbe, gewagte Kamerafahrten, unerhörte Kameraperspektiven. Gance nahm in einigen Passagen später gängige Breitwandformate vorweg. Die Schlußszene ist ein umwerfendes filmisches Tafelbild auf drei Leinwänden in den Farben der Tricolore. Fast nie wurde der Film so gezeigt, wie ihn sich dessen Schöpfer vorstellte. Eine fast vollständige Fassung (286 Minuten!) zeigt die Kinemathek am 30. (18.30 Uhr) im Studio 3 im Rahmen der Europäischen Kulturtage. Als Stummfilmbegleiter leisten Günter A.Buchwald (Klavier, Geige) und der Perkussionist Frank Bockius Schwerstarbeit. Und was hat das alles mit Wolfgang Rihm zu tun, in dessen Zeichen die EKT stehen´ Rihm ist bekennender Verehrer des Theatermannes, Dichters und Theoretikers Antonin Artaud, dessen Konzept eines Theaters der Grausamkeit sein eigenes musiktheatralisches Schaffen beeinflußt hat, Artaud war auch einer der prägnatesten Charakterköpfe des französischen Vorkriegskinos. In „Napoleon“ spielt er den revolutiönären Dichter Marat. In Fritz Langs französischer Filmversion von Molnars Schauspiel „Liliom“ gibt er die Rolle des Scherenschleifers, die Lang bei seiner ersten Regiearbeit im Exil dem Stück hinzugefügt hat. Mit „Liliom“ wird das hochkarätige EKT-Filmprogramm am 27. (19 Uhr) eröffnet. Am 28. (19 Uhr) spricht der Filmwissenschaftler Thomas Tode über „Artaud und das Kino“, anschließend sind zwei Kurzfilme mit Artaud zu sehen, „Fait Divers“ von Claude Autant-Lara und „La Coquille et le Clergyman“ von Germaine Dulac, den ersten surrealistischen Film überhaupt. Günter A. Buchwald macht die Musik dazu. Nach dem Mißerfolg von „Napoleon“ drehte Gance ziemlich konventionelle Tonfilme . In einem davon, dem Krimi-Melodram „Mater Dolorosa“(29., 19 Uhr) übernahm Artaud die Hauptrolle. Zwei Versionen, eine deutsche und eine französische,verfertigte Georg Wilhelm Pabst bei der filmischen Umsetzung der „Dreigroschenoper“ von Brecht und Weill, in den Anfängen des Tonfilms gab es keine Synchronisation. In der französischen(31., 19 Uhr) ist Artaud als Bettler zu sehen. Gleich danach (21.15 Uhr) wird die deutsche Version gezeigt, die auch nochmal am 1. April (19 Uhr) gezeigt wird. Mehr über das EKT-Filmprogramm im April in der nächsten Klappe Auf.
ko