Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 09.2011
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Tag des offenen Denkmals am 11.September

Romantik, Realismus, Revolution

Warum die 1907 eingeweihte Lutherkirche ein typisches Kind ihrer Zeit ist, wie man sich im einstigen Stephanienbad in Beiertheim vergnügte, und wie turbulent die Baugeschichte des Karlsruher Hauptbahnhofs war, ist beim Tag des offenen Denkmals zu erfahren. Thematischer Schwerpunkt ist das „lange 19. Jahrhundert“, das für die Geschichtswissenschaft von der Französischen Revolution 1789 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs dauert. Eisenbahn und Automobil werden entwickelt, der Röntgenapparat und das Telefon erfunden. Ein selbstbewusstes Bürgertum treibt die Gesellschaft voran, und Architekten entwerfen dank neuer technischer Möglichkeiten und unter dem Eindruck von Kunstgeschichte und Archäologie stilistisch besonders vielfältige Bauten. Die wirtschaftliche und kulturelle Dynamik in der Entwicklung dieser Zeit zeigt sich in Karlsruhe allein schon an der Zahl der Einwohnerschaft, die von 10.000 um 1800 auf 100.000 um das Jahr 1900 steigt. Neue Stadtteile, zunächst die Südstadt, später die Quartiere im Osten und Westen, entstehen, Weinbrenner gestaltet die Via Triumphalis mit dem Marktplatz im Zentrum, Heinrich Hübsch entwirft die Kunsthalle und Friedrich Durm das Vierordtbad. 1867 hatte der Bankier Heinrich Vierordt der Stadt 60.000 Gulden für einen nicht näher bestimmten wohltätigen Zweck vermacht. Das Vorhaben eine Markthalle zu bauen, stieß bei den Marktfrauen jedoch auf vehemente Ablehnung. So wurde das gestiftete Vermögen schließlich zum Bau des Bades verwendet. In den großen Wohnhäusern gab es damals für gewöhnlich keine Badezimmer (11, 13 und 15 Uhr Führung mit Diavortrag). Durm plante ab 1880 auch die als Prinz-Max-Palais bekannte Villa für den Großunternehmer August Schmieder. Erst 1899, anlässlich seiner Hochzeit, kaufte Prinz Max von Baden die Villa für seine Familie. Das prunkvolle Gebäude im Stil eines italienischen Palastes, in dem von 1951 bis 1969 das Bundesverfassungsgericht residierte, ist an Fassade und Dachaufsatz mit zahlreichen Figuren geschmückt, die unter anderem Handel, Industrie, Gesetz und Stärke versinnbildlichen, wie Führungen um 12 und 16 Uhr erläutern.
Ein Denkmal für die historische Wasserversorgung von Schloss und Park ist der Turm des Großherzoglichen Hof-Wasserwerks im Ahaweg 4 bei der Majolika aus dem Jahr 1866. Das Bauwerk, dessen Wendeltreppe teils aus Naturstein, teils aus Gusseisen gefertigt ist, kann in kleineren Gruppen in der Zeit von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden.
In Bruchsal ist unter anderem die üblicherweise nicht zugängliche, im neobarocken Stil ausgemalte Friedhofskapelle von Obergrombach aus dem Jahr 1870 zu besichtigen (von 14.30 .17 Uhr), aber auch historische Bauten und Orte, die nicht aus dem 19. Jahrhundert stammen, präsentieren sich am Tag des offenen Denkmals, in Ettlingen beispielsweise gibt es von 14 bis 17 Uhr Kurzführungen in das Römerbad unter der Martinskirche. afr

> 11.9.2011, Information unter www.tag-des-offenen-denkmals.de.