Handicap O

Sie heißen Putti, Flagi, Cooli oder Golfi, sind Gartenzwerge, und sie spielen Golf. Ihr Schöpfer ist der Karlsruher Wolfgang Deufel. "Es gab bis vor zwei Jahren tatsächlich noch keine golfenden Gartenzwerge", erzählt er, die Idee kam ihm beim Spazierengehen. "Ich habe meinem Freund und Künstler Johannes Gervé davon erzählt, drei Tage später kam er mit einem Prototypen aus Ton." Und das, obwohl Gervé die Idee im ersten Moment absurd fand und behauptete, schon Rodin habe einen golfspielenden Zwerg geschaffen.
Ab November 2009 haben die beiden Golf-Fans 1500 Zwerge aus Ton herstellen und von Hand bemalen lassen, mehr als ein Drittel haben sie schon verkauft. "Vor allem Frauen bestellen die Zwerge", sagt er, "und zwar als Geschenk für ihre Männer." Inzwischen gibt es auch schon einige Sammler und Liebhaber, die jeden neuen Zwerg ordern. "Der golfspielende Zwerg ist ein Zwerg, der es geschafft hat. Er muss nicht mehr mit der Schaufel arbeiten, sondern kann seinem Hobby Golf frönen", erklärt der 52-Jährige Deufel. Entsprechend steht er mit seinem Gardemaß von 32 Zentimetern nicht mehr stocksteif in der Gegend herum, sondern mit eleganter, sportlicher, ja graziler Körperhaltung, es ist kein alter Rauschebart, sondern ein knackiger Jüngling mit coolem Goatee und Lächeln im Gesicht.
Wolfgang Deufel spielt erst seit zehn Jahren selbst leidenschaftlich Golf, und zwar gar nicht schlecht ("Handicap 8,9"). Sein Hauptgeschäft sind jedoch Daumenkinos. Und wie sollte es anders sein: Er produziert Golf-Daumenkinos. Ein Golfschlag, ein Kino - in Zeiten digitaler Filmaufnahmen sind diese bei Golfern ein Hit. Der Laie versteht kaum weshalb, für den Golfer ist es klar: "Ein Golfer arbeitet ein Leben lang an seiner Haltung und seinem Schwung. Er ist durch die Bewegung definiert", sagt Deufel. Und diese Bewegung ist in dem Daumenkino eindrucksvoll festgehalten. Selbst als Golf-Abstinenzler erkennt man auf Anhieb, welcher Schlag von einem Profi und welcher von einem Amateur ausgeführt und auf Fotopapier gebannt wurde.
Veranstalter von großen, internationalen Turnieren, wie dem Audi-Quattro-Cup in Sardinien mit 53 teilnehmenden Nationen, gehören zu Deufels Auftraggebern. "Die Kinos sind ideale Geschenke für die Gäste, sei es als Dreingabe oder als Diskussionsgrundlage und Gemeinschaftserlebnis am Abend nach dem Turnier."
Mit einer bis zu zwölf Mann starken Truppe und einer durchdachten und selbstgebauten Logistik, zu der eine eigene Buchbinde- und eine hochwertige Fotodrucktechnik gehören, steht Deufel auf dem Golfplatz. Er ist in der Lage, innerhalb weniger Stunden bis zu 250 Daumenkinos herzustellen. Zu den Fans und Freunden der Kinos gehören bekannte Golfer wie Ernie Els, Gary Player oder Paula Creamer.
Noch ist Golf mit nicht einmal 100.000 aktiven Spielern in Deutschland kein Breitensport, noch gilt Golf als Freizeitbeschäftigung für Snobs und Millionäre. In anderen Ländern ist das anders, in den USA hat Wolfgang Deufel für seine Gartenzwerge und Kinos potentiell 30 Millionen Kunden. maske