Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 07.2011
Kunst, Ausstellungen Kunst

 

Abschied vom Minimalismus´

„Kommerzielle Flachware“ sei seine Sache nicht, heißt es über den Dänen Johan Holten, der in den vergangenen fünf Jahren den Heidelberger Kunstverein kräftig aufmischte und nun als Direktor der Baden-Badener Kunsthalle einen neuen Kurs einschlägt. Vorbei scheinen die Zeiten des konzeptionellen Minimalismus, der im Hermann-Billing-Bau an der Lichtentaler Allee gute Tradition vorerst letztmals mit der großartigen Daniel-Buren-Schau wunderbare Früchte trug. Der junge Museumsmann will nichts Geringeres, aber auch nichts weniger Selbstverständliches, als den Beitrag der Kunst zur gesellschaftlichen Debatte am Anfang des 21. Jahrhunderts neu zu definieren und setzt mit dem „Willen, in die Gesellschaft hineinzuwirken“ konsequent auf streitbare Kunst. Trefflich auseinandersetzen lässt sich schon über die Frage, ob sich über Geschmacksfragen überhaupt streiten ließe. „Geschmack – der gute, der schlechte und der wirklich teure“ ist denn der Titel von Holtens Auftaktausstellung, in der er neben einem Exkurs in die Zeit um 1800, als die ersten öffentlichen Bildergalerien in Deutschland eingerichtet wurden, zeitgenössische Künstler wie die mit ihrer Malerei jeden Rahmen sprengende Katharina Grosse, die zwischen Politik und Pop agierende Fotokünstlerin Josephine Meckseper oder den als „Heavy Metal Star der Kunstszene“ titulierten Anselm Reyle präsentiert, die die Kategorien des Geschmacks fundamental auf den Prüfstand stellen. Der 1966 in Shanghai geborene Zhou Tiehai präsentiert 160 den westlichen Geschmack irritierende, kleinformatige Ölgemälde, deren Motive von Süßspeisen bis zu entblößten Frauenhintern reichen, und vom in Karlsruhe lehrenden, hintergründig witzigen John Bock hat Holten Entwürfe absurder Mode-Kreationen ausgewählt, die den Geschmack in Beziehung zur kommerziellen Verwertbarkeit setzen.

> 9.7. bis 9.10., Kunsthalle Baden-Baden, Lichtentaler Allee 8a, Di bis So 11-18 Uhr, Do bis 19 Uhr

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