Haile Gerima ist eine lebende afrikanische Kinolegende. Der Äthiopier, der längst in den USA lebt, hat mit den Filmepen Ernte 3000 Jahre (1976) und Sankofa (1993) zwei Klassiker des afrikanischen Kinos geschaffen, in denen sich Geschichte, Elend und Selbstbewusstsein des schwarzen Kontinents spiegel. Im Mittelpunkt seines neuen Films steht der Äthiopier Anberber, der nach seinen Medizinstudium in Deutschland mit großen Hoffnungen in sein Heimatland zurückkehrt, nachdem der Sturz des allmächtigen Kaisers Haile Selassie im Jahr 1975 ein sozialistisches Regime an die Macht gebracht hatte. Doch bei der Arbeit in einem Krankenhaus begegnet er offener Repression und einem entfesselten Mob, sein Freund, der Klinikchef, wird ermordet, er selbst wird in einem Schauprozess gedemütigt. Aller Illusionen ledig kehrt er in das damals noch geteilte Deutschland zurück und erlebt schmerzhaft am eigenen Leib das Aufkommen rassistischer Gewalt nach der Wiedervereinigung. Erzählt wird dieses und anderes aus der Rückschau. Anherber lebt als Außenseiter in seinem Dorf, in dem es noch Traditionen und Rituale gibt, die er nicht teilt. Gegenwart und Vergangenheit, Realität und Albtraum fließen ineinander in dieser äthiopischen Phantasmagorie vor realem zeitgeschichtlichen Hintergrund.
Kinostart: 12.5.