In der Entwicklung des europäischen Jazz nahmen die Jazzer aus Großbritannien immer wieder eine Vorreiterstellung ein, sei es bei der Fusion von Rock und Jazz mit Bands, der experimentellen Erforschung des Klangs oder der Entwicklung der freien Improvisation. Aber auch die Verbindung von Jazz und den tanzbaren Rhythmen der Club-Musik und die Verbindung mit unterschiedlichen ethnischen Einflüssen erhielt ihre wichtigen Impulse aus London.
Stets verfügte die britische Metropole aber über eine Fülle hervorragender Talente, die nun die Brit Jazz Week in Deutschland und Österreich mit einem abwechslungsreichen Festivalpaket bekannt machen will. Auch in Karlsruhe macht die einwöchige Veranstaltungsreihe Station, die bei fünf Konzerten an vier Abenden einige Träger des BBC Jazz Awards in die Fächerstadt bringt und spannende Neuentdeckungen verspricht.
Den Auftakt macht am 15. im Tempel der vor allem auch als Produzent und Komponist erfolgreiche Saxophonist Jason Yarde, der sich an einem Abend gleich mit zwei Formationen präsentiert, dem Trio Wah mit Mike Pickering am Schlagzeug und Larry Bartley am Bass sowie im Duo mit dem Pianisten Andrew McCormack. Besondere Spannung verspricht das Konzert am 18. - ebenfalls im Tempel - , zu dem mit Get The Blessing das Quartett um die ehemaligen Portishead-Rhythmusgeber Jim Barr am Bass und Clive Deamer am Schlagzeug anreist, die mit ihrem furiosen Jazz mit Punk Attitüde als eine der faszinierendsten Livebands Großbritanniens gelten.
Zweiter Spielort des Festivals ist das Tollhaus, wo am 16. zunächst das Julian Siegel Quartet gastiert. Vollkommen markant und sehr originell lobte der britische Observer das Quartett des bereits als Weltklasse-Saxophonist gepriesenen Siegel, der überdies mit Pianist Liam Noble, Schlagzeuger Gene Calderazzo und Bassist Oli Hayhurst drei der gefragtesten Stimmen der jüngeren Londoner Jazzer-Generation in seiner Truppe hat.
Mit einem kontrastreichen Doppelpaket endet am 20. bereits ab 19.30 Uhr die erste Ausgabe der Brit Jazz Week. Zunächst kommt mit dem Quintett des Indo-britischen Klarinettisten Arun Gosh eine spannende Formation, die weltmusikalische Einflüsse, rockenden Großstadtbeats und einen modernen Jazz-Ansatz vereint, anschließend geht es gegen 21 Uhr im Jazzclub mit dem Kit Downes Trio weiter, das dem Format des Klavierjazztrios eine weitere vollmundige und eingängige, fast poppige Farbe hinzufügt.
> Brit Jazz Week 2011, 15.-20.3., Karlsruhe, Kulturzentrum Tempel, Tollhaus und Jazzclub, jeweils 20.30 Uhr, Sonntag, 20.3., 19.30 Uhr