Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 02.2011
Verschiedenes Filme

 

Das Lied in mir

In Argentinien in der Zeit der Militärdiktatur (1976-1983) sind etwa 30 000 Menschen einfach verschwunden, liquidiert vom Regime. Ihre Kinder kamen in Heime oder wurden adoptiert, ohne vom Schicksal ihrer wahren Eltern zu wissen. Dieses traurige Kapitel der eigenen Geschichte wurde schon in einigen argentinischen Filmen thematisiert, nun nimmt sich auch ein deutscher Film dieses Themas an und das auch noch auf eine beeindruckende Weise. Die Deutsche Maria (Jessica Schwarz), die eigentlich auf dem Weg nach Chile ist, erkennt bei einem Zwischenstopp in Buenos Aires ein spanisches Kinderlied wieder, das eine Mutter ihrem Kind vorsingt. Ihr fallen die Melodie und auch der Text wieder ein, obwohl sie kein Wort Spanisch spricht. Sie beschließt in Buenos Aires zu bleiben, um der Sache auf den Grund zu gehen. Widerwillig eröffnet ihr ihr Vater (Michael Gwisdek), der ihr nachgereist ist, dass sie nicht seine leibliche Tochter ist, sondern dass er sie zusammen mit seiner Frau adoptiert hat. Maria macht sich auf die Suche nach ihrer Familie, die sie nie gekannt hat, während ihr Vater die Trümmer seiner bisherigen Existenz zu kitten versucht. Der junge Filmemacher Florian Cossen, dem die Inspiration für sein Kinodebüt beim Gaststudium an der Filmhochschule Buenos Aires gekommen sein dürfte, inszeniert das sehr realitätsnah und lebensecht, ohne Schmus und billige Klischees, inklusive der Verständigungsschwierigkeiten, die Maria in dem Land hat, das auf einmal ihre Heimat sein soll.

Kinostart: 10.2.