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Archiv: 11.2010
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Spiel -Kunst

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Kunstfwerk Computerspiel ´
HfG-Professor Michael Bielicky und das GameLab

Im vergangenen Sommer präsentierte der Fachbereich Medienkunst an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG) im Rahmen seiner Jahresausstellung erstmals das GameLab als neues Labor für Computerspiele der Öffentlichkeit. Ende September schlugen bundesweit die Wellen hoch, als der HfG-Student Jens Stober die Veröffentlichung seines Spiels „1378km“ ankündigte, indem sich der Spielende zwischen der Rolle des Mauerschützen oder des DDR-Flüchtlings entscheiden kann, um gespickt mit Informationen im Bezug auf den bis 1989 existierenden Todesstreifen zwischen den beiden Deutschlands sein persönliches Verhalten zu reflektieren. Mit der online-Schlagzeile „Wird das widerwärtige DDR-Ballerspiel verboten´“ stellte sich die Bild-Zeitung an die Spitze einer Phalanx von Kritikern, die „1378km“ allesamt nur vom Hörensagen kannten. Klappe Auf unterhielt sich mit dem Medienkünstler und HfG-Professor Michael Bielicky über das GameLab.

Computerspiele beeinflussen heute die Gesellschaft und sind Teil der Lebenswelt vor allem jüngerer Menschen wie andere Massenmedien auch. Sie werden als Kunstform bisher aber nur zögerlich akzeptiert. Woran liegt das ihrer Meinung nach´

Bielicky: Wie lange galt der Film im besten Falle als Unterhaltungs- oder Sensationsmedium´ Selbst die Fotografie hat es erst in den vergangenen 25 Jahren geschafft, sich als künstlerisches Medium vollends zu etablieren. So wird es auch bei den Games dauern, bis sie in den Kanon der Künste aufgenommen werden, aber es gibt heute schon Kreise, die die künstlerische Qualität erkennen.

Warum braucht die HfG ein GameLab´

Bielicky: Dass wir das GameLab haben, war nicht von oben geplant, sondern wir verdanken es einigen in dieser Richtung hochqualifizierten und engagierten Studenten, die ihr Potential in die Hochschule einbrachten. Die Spiele sind ein neues Medium, mit dem man kreativ umgehen kann. Insofern wäre es ignorant, wenn man es nicht wahrnehmen würde. Mit dem Vorbehalt, dass hier keine Ego-Shooter produziert, sondern das kreative Potential erforscht wird. So gibt es ja inzwischen das Genre der serious games, das in der Verpackung des Spiels soziopolitische Themen verhandelt.

Inwieweit unterscheidet sich das GameLab von einem konventionellen Entwickler-Studio´

Bielicky: Im Anspruch, der - sieht man den gesamten Kontext der Hochschule und Lehrende wie Peter Sloterdijk, Boris Groys, Peter Weibel, früher auch Daniel Libeskind - natürlich ein ganz anderer ist, als im rein auf die Anwendung bezogenen kommerziellen Zusammenhang. Wir haben hier einen ausgesprochen hohen Anspruch und das gilt für sämtliche Sparten und Medien,

Welche Probleme sehen Sie im Umgang mit Computerspielen, und inwieweit werden solche am GameLab aufgegriffen´

Bielicky: Es geht darum, den Studierenden erst einmal eine geschichtliche Perspektive aufzuzeigen, die nicht nur die technische Entwicklung beinhaltet, sondern vor allem die kulturbezogene Bedeutung der Spiele analysiert und sie von einer philosophischen Warte aus betrachtet. Das ist der Garant dafür, dass es sich bei uns nicht um ein Labor für Ballerspiele handelt.

Inwieweit unterscheiden sich die Spiele, die am GameLab entstehen, von denen des kommerziellen Marktes´

Bielicky: Bisher haben wir noch nicht so viele Spiele hervorgebracht, es gibt das GameLab ja gerade einmal ein halbes Jahr. Grundsätzlich geht es aber vor allem um eine künstlerische Qualität. Sollte ein Spiel dann einmal kommerziell erfolgreich werden, ist das kein Widerspruch. Primär geht es aber um die inhaltliche Relevanz.

Spielen Sie selbst gerne Computerspiele, wenn ja welche´

Bielicky: Ich spiele keine Computerspiele. Ende der 70er, Anfang der frühen 80er Jahr, als die allerersten Computerspiele aufkamen, habe ich mit großer Begeisterung das legendäre Computertennis gespielt. Damit hat meine Computerspiellaufbahn angefangen und gleich wieder geendet.

Mit dem Spiel „1378km“ erregte der junge Jens Stober und damit die HfG im September großes Aufsehen. Hat die Hochschule den jungen Spieleentwickler ins offene Messer laufen lassen oder wie erklären Sie sich die Aufregung´

Bielicky: Es gibt an der Hochschule kein zentrales Organ, das die Aktivitäten der Studierenden kontrolliert, überwacht oder überprüft. Die ganze Sache wurde alleine von dem Studenten initiiert und über die Pressestelle der Hochschule verbreitet. Die Hochschule hat also mit der ganzen Sache nur insofern zu tun, dass der Student hier studiert. Viel interessanter finde ich die Art, wie die Bild-Zeitung das Thema hochgekocht hat und die Politiker in völliger Unkenntnis auf den Zug aufgesprungen sind.

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