Er arbeitet mit den Strukturen unseres Alltags. Thomas Geigers Kunst kommt aus dem Kopf, auch wenn am Ende bisweilen ein mit den Händen hübsch gemachtes Objekt stehen mag. Zum Beispiel ein Künstlerbuch, das er beim im vergangenen Jahr mitgegründeten Mark Pezinger Verlag herausgibt. Oder ein Buchdeckelobjekt, bei dem die buchstäbliche Bedeutung eines Buchcovers seine objekthafte Umsetzung findet. Eine solche Werkgruppe, in der Bucheinbände, die das Wort Baum im Titel tragen, zu Papierobjekten werden, leiht den Namen zur Ausstellung in der Karlsruher Galerie Weingrüll, die bis vor kurzem noch als John Doe Projects firmierte. Überhaupt Worte, Bücher und das Lesen sind wichtige Themen in der spannenden Arbeit des jungen Künstlers, der sein Diplom mit der These Lesen ist denken mit fremdem Gehirn abschloss und nun bei Meuser an der Karlsruher Akademie Meisterschüler ist. Auch der Handel kommt in den Blick, wenn er einen Buchhandelsriesen trickreich dazu bekommt, bei einer kleinen Buchhandlung ein Buch zu kaufen, oder wenn er heimlich Waren der Discounter Aldi und Lidl in den Regalen austauscht. Doch seine spaßig anmutenden Robin Hood Aktionen sind alles andere als sinn- und zweckfrei, auch wenn manche der akribisch dokumentierten und statistisch ausgewerteten Projekte absurd erscheinen. So überziehen sie doch die Absurdität unserer Gegenwart mit dem kaum merklich aufgetragenen, feinen Parfüm der Irritation und lassen erahnen, dass ja auch alles ganz anders sein könnte.
> bis 30.10., Weingrüll, Viktoriastrasse 3-5, Karlsruhe, Di+Mi 19 - 21, Do 15 - 20, Fr 10 - 20, Sa 10 - 18 Uhr