Zu Lebzeiten wurde Karl Drais (1785-1851) wenig Ehre und Ruhm zuteil. Im Gegenteil: Missachtung und Spott hatte viele Zeitgenossen für den genialen Geist übrig, der nicht nur das Zweirad, sondern auch Vorläufer der Schreibmaschine und des Energiesparherds sowie manch anderes erfunden hat. In einer schmalen, aber inhaltsreichen Biografie zeigt Hans-Erhard Lessing wie der Mangel an urheberrechtlichem Schutz dazu führte, dass Drais die Früchte seiner Erfindungskraft nicht genießen konnte und viele technische Entwicklungen, die er hätte initiieren können, behindert wurden. So wurde Drais´ Zweirad bedenkenlos nachgebaut und dabei oft genug, wie Lessing schreibt, verschlimmverbessert. Wenig Auskunft hat Drais über sein eigenes Leben gegeben, aber dennoch macht sein Biograf nachvollziehbar, wie Drais, ein Adeliger von Geburt, zwischen alle Stühle geriet, als er sich zum Demokraten wandelte und seinen Adelstitel ablegte, nachdem ihm schon zuvor Neid und Missgunst in der Residenz zu schaffen gemacht hatten. Die Hauptthese von Lessing ist aber, dass eine kleine Eiszeit von 1816 bis 1818 den Boden bereitete für die Erfindung von Fahrzeugen, die nicht auf Zugtiere angewiesen waren. Im Zuge der Missernten sei es nämlich zu einem großen Pferdesterben gekommen. Als die Ernten wieder besser wurden und Mensch und Tier wieder genug Nahrung hatten, sei diese Entwicklung dann nicht weiter forciert worden, zum Nachteil von Drais und der Menschheit, die noch einige Jahrzehnte auf das Fahrrad in seiner heutigen Form warten musste. ko
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