Der Literatursommer Baden-Württemberg steht ganz im Zeichen von Johann Peter Hebel und da der einen Großteil seines Lebens in Karlsruhe verbracht hat, ist die ehemalige Residenz ein lokaler Schwerpunkt der Veranstaltungsreihe.
Aus den unterschiedlichsten Perspektiven wird das Werk des Schriftstellers, Theologen und Politikers Hebel bei einem Kolloquium am 2. in der Badischen Landesbibliothek (Erbprinzenstraße 15) beleuchtet. Zu den Teilnehmern zählt die Autorin Ulrike Draesner, die unter dem Titel Kästchengeschichten dreißig Kalendergeschichten von Hebel ausgewählt und mit ihren eigenen Texten ergänzt oder konterkariert hat. Ein Hebel-Kenner und -Verehrer ist auch der Freiburger Autor Karl-Heinz Ott, der Hebels Himmel durchmisst. Zur Expertenrunde, die zu Wort kommt, gehört auch Franz Littmann. Der einstige Klappe Auf - Mitarbeiter hat sich in den letzten Jahren wohl so intensiv wie kein anderer mit Hebels Werk beschäftigt - und tut es immer noch als Mitherausgeber der Hebel-Gesamtausgabe (siehe Interview). Der Eintritt zu der Veranstaltung, die ab 10 Uhr beginnt, ist frei.
Die Badische Landesbibliothek ist auch der Schauplatz eines interreligiösen Dialogs auf Hebels Spuren am 6. (19.30 Uhr), Buchstäblich auf einen Holzweg haben sich gemeinsam José F.A. Oliver, der Dichter aus dem Schwarzwald mit spanischen Wurzeln, und der Algerier Youcef Djaarii, vor zwei Jahren begeben, indem sie der alten Flößerroute von der Nagold nach Amsterdam, der Schauplatz der berühmten Hebel-Geschichte Kannitverstan gefolgt sind. Oliver hat ein Tagebuch darüber geschrieben, aus dem er liest, um danach als gläubiger Christ einen Dialog mit dem gläubigen Muslim Djaariri zu führen, über Gemeinsames und Trennendes ihrer Religionen zu führen auch das im Sinne von Hebel, der sich selbst als Oberhaupt der evangelischen Landeskirche in Baden einen erstaunlich freien, unbefangenen Blick auf andere Religionen bewahrt hat. Als Fahrtenschreiber Hebels und Schwarzwalddichter in eigener Sache tritt Oliver dann noch einmal am 16. (20 Uhr), ebenfalls in der Landesbibliothek, in Erscheinung.
Prominent besetzt ist die Hebel-Lesung am 14. (20 Uhr) im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais. Neben dem schon erwähnten Karl-Heinz Ott outet sich auch Alissa Walser, die von ihrem Vater Martin Walser das schriftstellerische Talent geerbt hat, als Hebel-Fan. Ilja Richter, der einstige Disco-Moderator und Schauspieler, der den Klassenclown-Rollen seiner Anfänge längst entwachsen ist, liest ein paar Texte von Hebel, der ja nicht zuletzt auch ein humoristisch begnadeter Unterhalter war. Die Veranstaltung wird moderiert von Werner Witt, dem Kulturredaktionsleiter von SWR 2. Es ist der einzige der hier aufgeführten Programmpunkte des Literatursommer, für den man Eintritt bezahlen muss.
So kann man sich auch, ohne vorher einen Obolus zu entrichten, zu einer Gesprächsrunde am 31. (20 Uhr) in der Gaststätte Kleiner Ketterer am Lidellplatz gesellen, zu der die Wirkstatt einlädt. Bei einem Glas Wein sprechen neben Franz Littmann unter anderem Hansgeorg Schmidt-Bergmann, der Leiter der Literarischen Gesellschaft, der Brechtexperte Jan Knopf (beide arbeiten ebenfalls an der Hebel-Gesamtausgabe mit) und der Karlsruher Verleger Christof Müller-Wirth über ihren Hebel. Na dann Prost, lieber Johann Peter, auf deinen 200.Geburtstag.