Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 02.2010
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Verbrechen ohne Grenzen

Karlsruher Gespräche

„Die Gefahr für Deutschland besteht nicht darin, dass sich hier 100 oder 200 Mafiosi tummeln, sondern darin, dass Gelder in Milliardenhöhe hier angelegt wurden und immer mehr Einfluss auf Wirtschaft und Politik nehmen. Das ist eine Gefahr für die Demokratie“, sagt Roberto Scarpinato, und der Mann muss es wissen. Er ist einer der wichtigsten Anti-Mafia-Staatsanwälte. Er kommt aus Palermo nach Karlsruhe, um die Festrede zur Eröffnung der 14. Karlsruher Gespräche zu halten. Ob die diesjährige Ausgabe der vom Zentrum für angewandte Kulturwissenschaften, kurz ZAK, am Karlsruher Institut für Technologie, kurz KIT, ausgerichteten Veranstaltung aber wirklich festlich wird, darf stark bezweifelt werden, denn die diesjährige Tagung dreht sich um Organisierte Kriminalität und die Schattenseiten der Globalisierung. Die kalabrische Ndrangheta, die chinesischen Triaden, die russische Mafia oder die unheilvoll traditionsreiche Cosa Nostra, Frauenhandel, Prostitution, Markenpiraterie, Drogengeschäfte, Sexsklaverei, Menschenschmuggel, Waffenschieberei und das Geschäft mit der illegalen Müllentsorgung sind die wenig appetitlichen Themen von Vorträgen, Filmen, Podiumsgesprächen und einer szenischen Lesung des Badischen Staatstheaters, die im SpardaEventcenter, der Industrie- und Handelskammer, im ZKM und der Insel über Bühne und Podien gehen. Schätzungsweise sind bis zu 20 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts dem Ergebnis krimineller Geschäftsprozesse zuzuordnen, und wer Roberto Savianos auch in der Verfilmung überaus erfolgreichen Bestseller „Gomorrha“ über das Reich der süditalienischen Camorra kennt, weiß, dass die Organisationen in alle Bereiche des Lebens hineinzuwirken vermögen und dass ihre langen Arme weltumfassend sind. Die Entwicklungen der Globalisierung haben gerade dem Verbrechen neue Wege erschlossen, die seinen Einfluss und seine Vernetzung noch effizienter machen, ohne, dass Politik und Justiz bislang geeignete Mittel zur Eindämmung der dunklen Mächte hätten entwickeln können. Über Brennpunkte, Konzepte und Lösungen wollen die Karlsruher Gespräche an drei Tagen mit Experten und dem Publikum ins Gespräch kommen. Auf den Eröffnungsvortrag folgt die Voraufführung einer ARTE-Dokumentation über das veränderte Leben des Autors Saviano, der seit dem Erscheinen von „Gomorrha“ von Auftragskillern verfolgt, von Polizei und Bodyguards bewacht und von Familie und Freunden getrennt an ständig wechselnden Orten lebt. Der 6. Februar steht dann im Zeichen des ganztägigen Symposiums, das durch eine ARTE-Filmnacht mit Dokumentar- und Spielfilmen ergänzt wird. Der abschließende Sonntag beginnt mit einer Podiumsdiskussion über Strategien gegen das Internationale Verbrechen. Am Abend präsentieren dann Mitglieder des Schauspielensembles am Badischen Staatstheater Maxim Billers Drama „Kühltransport“ über das menschliche Elend von Flüchtlingen, die zu Opfern globaler Ungerechtigkeit und ihrer Profiteure werden.

> 5.-7.2., verschiedene Orte, weitere Info und genaue Termine finden sich im Prospekt sowie unter www.zak.kit.edu. Zur Eröffnungsveranstaltung ist aus Sicherheitsgründen eine telefonische Anmeldung unter 07 21/6 08 43 84 erforderlich.

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