Mit einem Brecht-Abend startet Annemi Egri in das zehnte Jahr der von ihr initiierten und veranstalteten Konzertreihe A-Musik. Der Liederabend mit Songs von Bert Brecht ist ein Projekt, das sich die aus dem Schwarzwald stammende Pianistin schon lange vorgenommen hatte. Doch manchmal dauert es eben eine Weile, bis man die richtigen Leute für ein bestimmtes Programm beisammen hat.
Zwischen drei und sechs Konzerten pro Jahr hat Egri seit 2001 auf die Beine gestellt, und keines davon war nach dem Allerweltsmuster gestrickt. Ich muss mich nicht darum kümmern, dass ein Programm besonders populär wäre, sagt die Musikerin, aber auch Originalität um der Originalität willen ist ihre Sache nicht:
Es geht mir nur darum, dass es gut wird. Und so weckt sie Neugier und Lust auf Musik unter speziellen Themen, ausgefallene Besetzungen und erleuchtende Kombinationen. Das Publikum, eine Mischung aus über die Jahre gewachsenen Stamm und neuen Gesichtern, die sich für klassische Klänge am ungewohnten, aber gleichermaßen idealen, weil sehr stimmungsvollen Ort, der Szenario-Halle des Kulturzentrums Tempel, erwärmen, dankt Egri dies Engagement. Und auch über ein regelmäßiges Fachpublikum erfreut sich die Reihe. Nicht ohne Stolz vermerkt Annemi Egri Rückmeldungen von Musikfreunden, die eigentlich glauben alles zu kennen, doch wieder etwas Neues in der A-Musik entdeckt zu haben. Wenn sie etwa in der kommenden Frühjahrsausgabe ihrer Reihe gemeinsam mit Wolfgang Wahl zwei Violinsonaten von Sergej Prokofjew und Dimitri Schostakowitsch vornimmt, so hat dies schon wegen der gemeinsamen Entstehungszeit zu Beginn der stalinistischen Säuberungen einen musikhistorischen Sinn.
Musikalisch treffen dabei zwei schwere Brocken aufeinander, die man in einem konventionellen Programm wohl kaum nebeneinander fände. Musik aus unterschiedlichen Jahrhunderten, vor allem aber aus der jüngeren Vergangenheit, Werke für Schlagzeuge, für Saxophone, mit Elektronik und alle möglichen Kombinationen mit Klavier hat sie präsentiert, und immer wieder auch den Brückenschlag zu Theater und Literatur gewagt, etwa im gemeinsam mit dem Karlsruher Musikjournalisten Thomas Rübenacker gestalteten Abend, in dem sie die schrulligen Musikstücke Erik Saties auf die nicht weniger ausgefallenen Stilübungen Raymond Queneaus treffen ließ. Ich bin keine Aktivistin und auch nicht der Meinung, dass Musiker vor allem politische Botschaften transportieren sollen, aber auch diese Seite will ich dem Publikum nicht ersparen, sagt Egri, deren kammermusikalische Konzerttätigkeit sie jüngst bis nach Russland führte, im Hinblick auf ihre Vorliebe für kritische und unbequeme Autoren.
Bertolt Brecht zum A-Musik-Thema zu machen, legt sich da aufgrund der zahlreichen Vertonungen etwa durch Kurt Weill, Paul Dessau oder Hanns Eisler gerade zu nahe. Dass dabei nicht nur die populären Songs etwa aus der Dreigroschenoper auf dem Programmzettel stehen, versteht bei einem von Annemi Egri kuratierten Abend von selbst, und dass sie mit Susanne Heydenreich, der Intendantin des Stuttgarter Theaters der Altstadt, und den Schauspielern Uwe Hoppe und Reinhold Weiser dabei namhafte und die richtigen Mitstreiter hat, ist ein beständiges Qualitätsmerkmal ihrer Konzertserie.
> So. 28.2., Scenario Halle, Hardtstr. 37a, Karlsruhe, 19 Uhr