Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 12.2009
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Geburtstagsjazz

Jazzclub und Jazzer feiern

Armin Heitz feiert sich und den Jazzclub -
die anderen feiern mit

Seinen Geburtstag verbringt Armin Heitz bekanntermaßen am liebsten mit der Gitarre in der Hand im Kreise seiner Musikerkollegen. Früher war sein zweites Wohnzimmer, das KAP, der bevorzugte Ort, in diesem Jahr ist der Jazzclub Spielstätte von Heitzens Geburtstagskonzert. Und das mit guten Gründen. Schließlich ist es diesmal ein richtiges Jubiläumskonzert - und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Denn seit 50 Jahren ist der Karlsruher Gitarrist, über den Ulrich Olshausen in der FAZ einmal schrieb „Mit den Füssen auf dem Boden seiner regionalen Herkunft und mit dem Kopf zwischen den Sternen des Gitarren-Universums ist Armin Heitz zu einem der bedeutenden Spieler in Deutschland gewachsen“, seit 50 Jahren auf der Welt, seit 40 Jahren steht er auf der Bühne und seit 25 Jahren leitet er sein eigenes Trio, das er an diesem Abend mit dem Geiger Andy Wäldele zum Quartett verstärkt.

Gleichzeitig ist Armin Heitzens Geburtagskonzert aber auch der Auftakt zu einer kleinen Reihe von Konzerten mit renommierten Karlsruher Musikern, die das 40-jährige Bestehen des Karlsruher Jazzclubs feiern. Es folgt Pirmin Ullrich, der seit vielen Jahren zu den herausragenden Saxophonisten und Klarinettisten der Süddeutschen Szene zählt und der mit seinem vor zwei Jahren formierten, hervorragend besetzten Quintett gratuliert. Als Gitarrist und Komponist seit drei Jahrzehnten eine feste Größe ist der in Bretten lebende Günter Möll, der seine aktuelle Formation „Tendencies“ betitelt. Mit Trompeter Stephan Zimmermann und Bassist Thomas Stabenow hat er zwei prominente Mitglieder in seinem Sextett, das alte und neue Kompositionen Mölls großformatig auf die Bühne bringt.

Jazz in Karlsruhe gibt es zwar eigentlich schon länger, sprich seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, und bereits 1954 öffnete ein Keller in der Lessingstraße als Jazzclub 54 seine Pforten. Schon Miles Davis war zu Gast gewesen und viele prominente Musiker stiegen hier nach Mitternacht in die Sessions ein, nachdem sie ihr reguläres Konzert in einem der amerikanischen Soldatenclubs absolviert hatten. Mehr oder weniger kontinuierlich und organisiert hegten und pflegten Fans und vor allem Musiker den Jazz in den Nachtstunden mit viel Begeisterung aber wechselvollem wirtschaftlichen Geschick. Auf eine jazzangebotslose Zwischenzeit folgte im November 1969 in einer Durlacher Gastwirtschaft die Gründung des Jazzclubs Karlsruhe e.V., der trotz ebenfalls wechselhafter Geschichte und unterschiedlichster Veranstaltungslokale seither kontinuierlich Konzerte organisiert und zu einer der namhaftesten Adressen in der deutschen Jazzlandschaft wurde.

Seinen bislang letzten gravierenden Wechsel erlebte der Karlsruher Jazzclub im Frühjahr 2007 mit dem Auszug aus dem Jubez, wo man 22 Jahre lang die Zeit größter Kontinuität erlebt hatte. Nicht zuletzt auch deshalb weil das Karlsruher Jazzurgestein, der Schlagzeuger Rudolf Theilmann ein Viertel Jahrhundert lang kontinuierlich das deutlich auf dem modernen und zeitgenössischen Jazz, aber dennoch ausgleichende Programm verantwortet hatte. Seit dem Umzug in die Schlachthofgaststätte, wo man bereits in den frühen 80er Jahren eine musikalisch überaus glückliche Zeit erlebte, hat nun ein jüngeres Programmteam das Zepter in der Hand, das schwerpunktmäßig auch auf die jüngere Generation der deutschen Jazzer zielt, die zwar vielfach musikalisch hervorragende Musik liefern, mangels eines bekannten Namens aber auch in den Besucherzahlen hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Dass der Jazzclub nun sein 40-Jähriges nicht mit einem großen, weithin beachteten Festival, wie noch unvergessen vor 20 oder 15 Jahren im Karlsruher Schlossgarten, feiern kann, liegt sicherlich zum einen Teil daran, dass die wirtschaftliche Lage der Kommunen großzügige Festivalzuschüsse wie damals nicht mehr hergibt und auch die eigene Kasse eher klamm ist, zum anderen aber auch daran, dass der Jazzclub in dieser Größe der einzige Karlsruher Kulturveranstalter ist, der seine Veranstaltungstätigkeit ausschließlich auf ehrenamtlicher Basis durchführt. Dies heißt, dass alle Organisation, Veranstaltungsdurchführung und Technik von den Jazzbegeisterten neben der normalen Berufsarbeit geleistet werden. Gab es hierfür in den 80ern noch die sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser haltenden Ewigstudierenden, so hat der gesellschaftliche Wandel nicht gerade für die zeitintensiven ehrenamtlichen Strukturen gearbeitet. Dass gerade auch der gastronomische Pächter der Jazzclubspielstätte gewechselt hat und aus dem Club-Lokal „Kaldaune“ nun „Im Schlachthof“ wurde, ist an der Gesamtgeschichte des Clubs gemessen, eine kleine, aber erwähnenswerte Neuigkeit.

> Do 10.12. Armin Heitz Trio & Andy Wäldele, Mo 14.12. Pirmin Ullrich Quintett, Do 17.12. Günter Möll Tendencies, Jazzclub Karlsruhe, Durlacher Allee 64, 20.30 Uhr