Vor zehn Jahren hätte ich mich noch als Jazzmusiker bezeichnet, aber heute ist vielleicht ein Drittel dessen, was ich mache, noch Jazz, sagt Giga Brunner. Schlagzeuger, Vibraphonist, Gitarrist. Zumindest in dem Sinne Jazz, wie es ihn allgemeiner Konsens beschreibt. Zudem mischen sich die Szenen, Musiker arbeiten zunehmend genreübergreifend. Die Puristen´ Natürlich gibt es die noch, sagt Brunner, aber man hört nicht mehr auf sie, und das ist auch gut. Zudem sei es schwerer geworden, als Jazzer ein halbwegs gutes Auskommen zu haben. In den Hochzeiten in den 80er Jahren wurdest Du als Schlagzeuger angerufen, konntest in kleinen Läden spielen, für 150 oder 200 Mark am Abend immerhin, und du hattest ein Publikum, das dir zugehört hat. Brunner erinnert an Auftritte in Karlsruher Lokalitäten wie Café Wien, Kippe oder Zwiebel. Er hat in den vergangenen 25 Jahren mit hunderten Kollegen zusammen Musik gemacht. Von Bigbands (Magnitubel Pödes, Laut und Teuer) über diverse Jazz-Trios und Quartett-Formationen, über das nach allen Seiten offene Kammerflimner Kollektief bis hin zu einer Art archäologischer Alternative-Country-Musik mit Love Gang.
Das Kammerflimmer Kollektief ist eine der Bands, die nach dem Prinzip funktioniert, das Giga Brunner nach und nach zum Leitmotiv seiner musikalische Kooperationen gemacht hat: Man kommt nicht mehr zusammen und beschließt, jetzt spielen wir eine bestimmte Art von Musik. Es läuft eher so: Die Musik ergibt sich vielmehr aus der Kombination der Akteure. Die bestimmt sich unter anderem dadurch, dass man sieht: Mit wem verstehst du dich gut, wer hat die gleiche Plattensammlung..... Kammerflimmer Kollektief wird weltweit wahrgenommen, mit Kritikerlob überschüttet, allerdings sieht die wirtschaftliche Seite anders aus: Die Band tritt meist nur in reduzierter Dreierformation auf, Brunner ist in der doppelt so großen Studiobesetzung dabei. Ich mach nur noch Sachen, die mir wichtig sind und die mir Spaß machen. Den Luxus kann ich mir erlauben, weil ich an der Musikschule Ettlingen eine volle Lehrerstelle habe, sagt er.
Eine dieser "Sachen" ist die Love Gang. Möglicherweise das Projekt, das die weiteste Distanz zum Jazz hat. "Das war bis vor kurzem noch eine reine Countryband. Da spiele ich Gitarre, als Gegenpol zu dem was ich sonst noch mache." Thomas Weber, der "Vater" des Kammerflimmer Kollektif ist auch mit von der Partie. "Er hatte schon immer eine Nähe zu Alternative Country, wofür sich sonst nur Spezialisten interessierten. Das ist so eine Art archäologisches Projekt. Wir spielen beispielsweise australische Postpunksachen, da ist ein Song von Nick Cave dabei, den er mit der Berliner Band `Die Haut` aufgenommen hat."
In Kürze gibt es wieder eines der seltenen Konzerte. Der Ort ist die "gepflegte Punkrockbar" Alte Hackerei. Durchaus naheliegend, meint Giga Brunner. "Plüschi, der Chef dort, macht eigentlich das, was Jazzclubbesitzer vor 20, 30 Jahren gemacht haben." TZ
> Sa, 5.12. 21 Uhr, Love Gang und Jonny Las Vegas, Alte Hackerei, Durlacher Allee 62, Ka