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Archiv: 09.2009
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Kammertheater-Intendant Bernd Gnann

Theater für alle Generationen

Ein neues, modernes Volkstheater soll es sein. Das Kammertheater hat einen neuen Leiter, ein neues Logo – „und es wird einen Umbruch geben“, sagt der mit viel Elan ans Werk gehende Bernd Gnann. Der 36-jährige Schauspieler und Kabarettist übernimmt mit Beginn dieses Monats die Intendanz des Hauses von Heidi Vogel-Reinsch. 50 Jahre gehörte sie der Privatbühne an, die ihr Mann Wolfgang Reinsch 1956 gegründet hatte, und die für ihr gediegenes, qualitätvolles Boulevard-Repertoire beliebt war. Wenn zur Eröffnung unter neuer Leitung Emil Steinberger im Kammertheater zu Gast ist, erfüllt sich, so hört man, damit auch ein Wunsch der früheren Intendantin. Zehn Mal, vom 15. bis zum 24., wird der in seiner Bühnenfigur „Emil“ legendäre Schweizer in Karlsruhe mit seiner kabarettistischen Lesung „Drei Engel“ auf der Bühne agieren. „Der Vorverkauf läuft sensationell“, freut sich der frischgebackene Intendant, der mit diesem Auftakt nicht nur „eine Brücke von Vogel-Reinsch zu Gnann bilden“ möchte, sondern zugleich zeigt, dass er „generationenübergreifendes“ Theater bieten will. Zum Beispiel in seinem Abend „Die Made“. Darin mixt er Heinz-Erhardt-Gedichte mit eigenen oberschwäbischen Kabarettszenen, frech, spontan, jeweils „tagesaktuell aufgefrischt“, aber nie unter die Gürtellinie zielend. „Ich hol« die Straße ins Theater“, sagt Gnann, der zwölf Jahre am Stuttgarter Staatsschauspiel engagiert war und zahlreiche Film- und Fernsehrollen, etwa in `Tatort«-Folgen spielte. Prominenz soll künftig immer wieder den Spielplan würzen. So wird Corinna Harfouch mit einer Lesung zu Gast sein, und in der ersten Eigenproduktion des Kammertheaters „Cyrano de Bergerac“ spielt Richy Müller die Hauptrolle. Eine weitere Eigenproduktion ist ein Stück mit zwei Titeln um die „Südstadtindianer“ und „Buffalo Bill“, das mal tagsüber, mal abends, leicht variiert für Kinder und Erwachsene gespielt wird. „Wir nehmen damit die Kinder ernst“, sagt der zweifache Vater, den der Indianer-Brunnen am Werderplatz „mit seiner Toilette drunter“, erst zum Lachen, dann auf die Idee zu dem stadtgeschichtlichen Bühnenstoff brachte. Geschrieben hat es der 2008 mit dem baden-württembergischen Landespreis für Volkstheaterstücke ausgezeichnete Autor und Regisseur Simon X. Rost. Gnann setzt darauf „Geschichten werkgetreu zu erzählen“ und sie in ihrer Zeit handeln zu lassen. „Man muss keinen nackten Romeo auf der Bühne zeigen“, sagt Gnann. Auch beim, wie der Titel sagt, tatsächlich „Nur für Frauen“ gezeigten Stück um ein paar Kumpels, die mit Strippen Geld machen wollen, „reicht ein Bierbauch, um die Leute zum Lachen zu bringen“, ist Gann sich sicher. Aufgewachsen auf einem Bauernhof mit sieben Geschwistern, begann er als Zwölfjähriger in der Schule Theater zu spielen. Als Besucher lernte er die Bühnenwelt jedoch erst spät kennen: „Bis ich 19 war, war ich nicht einmal im Theater, tagsüber wurden Rüben gehackt und abends Fußball gespielt“. Als Intendant will er die Menschen ins Theater holen und die Auslastung des Kammertheaters von derzeit 40 auf 60 Prozent im ersten und ehrgeizige 80 Prozent im zweiten Jahr seiner Leitung heben. In der Gaststätte „Marktlücke“, am Marktplatz, der ehemaligen „Krone“, wird voraussichtlich ab Mitte des Monats nicht nur der Vorverkauf für das Kammertheater stattfinden, sondern auch eine zweite kleine Bühne vorzugsweise regionale Künstler präsentieren. afr > Kammertheater Karlsruhe, Herrenstr. 30-32, Kartentelefon 0721/2 31 11

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