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Archiv: 08.2009
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„Warten auf Molière“

Theater in der Orgelfabrik

„Er war genial, einer der besten Kabarettisten“ - Gaby Michel schwärmt vom großen Molière. Der Komödiant, der seine Zeitgenossen vom heuchlerischen Priester bis zu den „preziösen“ Damen des Adels in ihrer verschraubten Gestelztheit so punktgenau entlarvte, ist die Hauptfigur ihres neuen Theaterstücks. „Molière hat nur leicht übertrieben, um die herausgestellten Persönlichkeiten seiner Zeit der Lächerlichkeit preiszugeben und ihre Schwächen sehr fein und haarscharf zu zeichnen“, sagt Michel. Bissige Zitate aus seinen Komödien, die heute so treffen wie vor über 300 Jahren, sind eingebettet in das Spiel um seine Person, das sich dem Publikum in der Orgelfabrik als ein Theater im Theater präsentiert.
Quasi auf der Hinterbühne platziert spickeln die Zuschauer aus dem Blickwinkel der Kulissenschieber und Soufleure, erleben verpasste Einsätze, die Ängste und Aufregungen der Schauspieler vor dem Auftritt. „Warten auf Molière“, die diesjährige Uraufführung, von Michel gemeinsam mit dem Regisseur und Schauspieler Franco Rosa geschrieben, beleuchtet das Leben und die triumphalen Erfolge des begnadeten Komödianten, und zeigt wie er am Hof des Sonnenkönigs gegen die Missgunst der Konkurrenztruppe und gegen Aufführungsverbote zu kämpfen hatte. „Gewehrt hat sich Molière mit den Mitteln seiner Kunst, mit Witz und Geist“, sagt die Schauspielerin und Theaterleiterin Michel und meint: „Im Grunde hat sich bis heute am Theater nicht viel geändert. Man fragt sich, spielt man eine Tragödie oder lieber etwas Leichtes, und damals wie heute muss man sehen, wo das Geld herkommt“. Auch Molières Stücke - wie „Der Menschenfeind“, „Der eingebildeten Kranke“ oder „Tartuffe“ - haben an Aktualität nichts verloren, so Michel.
Schon mit 20 Jahren gründete der vom Theater faszinierte, von Jesuiten erzogene Bürgersohn Molière seine eigene Bühne gemeinsam mit der Schauspielerin Madeleine Béjart. Die erinnert sich nun, so die Rahmenhandlung in der Orgelfabrik, im Sterben liegend an die Höhen und Tiefen auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“. Sieben Schauspielerinnen und Schauspieler, unterstützt von mehreren Statisten, bestreiten das Stück um den Schauspieler, Theaterleiter und Stückeschreiber Molière. Neben der bei Aufführungen des Theaters in der Orgelfabrik seit je überzeugenden Lichtgestaltung von Peter Schmitt, unterstreicht - nicht auf die Barockzeit beschränkte - Musik die Emotionen der Figuren. „Unser Theater ist ein Gesamtwerk, das vom ersten Tag der Probe wächst, indem alle Beteiligten gleichermaßen daran mitwirken“, betont Michel. „Und es ist auch was fürs Auge“, nicht nur dank der Kostüme aus prachtvollen Stoffen, sondern auch durch den unvergleichlichen Charmes der alten Orgelfabrik, denn wieder gilt „die Halle ist das Bühnenbild“. afr

„Warten auf Molière“, Theater in der Orgelfabrik, Karlsruhe-Durlach, Amthausstr. 17, Uraufführung am 15.8., weitere Vorstellungen am 21., 22., 28. und 29. August sowie im September, jeweils 20.30 Uhr, Karten unter Telefon 0721/40 14 43 oder per E-Mail unter orgelfabrik@t-online.de sowie an der Abendkasse.

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