Er verfeinerte in Amerika sein Spiel bei Größen der Jazzgitarre wie dem legendären Atilla Zoller oder dem Amerikaner Bill Connor und er studierte an der Karlsruher Musikhochschule Komposition bei Wolfgang Rihm. Komponist Neuer Musik und Jazz-Gitarrist, für den 1970 geborenen, bereits vielfach ausgezeichneten Musiker, der jüngst auch das Wolfgang-Rihm-Stipendium erhielt, steht das in keinem Gegensatz: Jazzer und Neue-Musik-Komponisten haben zwar unterschiedliche Sozialisationen und bewegen sich in verschiedenen Szenen, doch ob ich jetzt über einen Jazzstandard improvisiere, für eine Jazzband oder ein klassisches Ensemble schreibe, macht für mich aber keinen prinzipiellen Unterschied. Wichtiger sind mir hingegen die unterschiedlichen Musiker, für die ich schreibe, denn es geht immer darum, einen Raum zu schaffen, in dem diese sich bestmöglich entfalten können. Apropos Raum: Auch wenn für den am Bodensee aufgewachsenen Ockert, dessen in Stuttgart lebender Bruder Hans Peter als Jazzmusiker und Bigband-Leader Karriere macht, Musik seit der frühesten Kindheit eine entscheidende Rolle spielte - vom Blockflötenunterricht bei der Mutter über Klarinette und Flöte führte der Weg schließlich zur Gitarre - fiel die erste Studienwahl nach dem Abitur auf eine andere Kunst. Viele meiner Freunde und Bekannten waren Musiker, ich war mir selbst unsicher, und da ich breite Interessen hatte, entschied ich mich für die Architektur. Während des Studiums in Berlin freilich tauchte Ockert immer tiefer in die Jazzszene ein und schrieb selbst seine Abschlussarbeit über das Verhältnis von Musik und Architektur in der Renaissance. Iannis Xenakis, der in seiner Person Architektur und Komposition vereint hatte, wurde in jener Zeit für Ockert zum Vorbild.
Früh war für Ockert der Computer schon in den Blick gekommen, bereits als Jugendlicher hatte er am Atari Klänge programmiert, und als der Computer am Ende des Studiums Einzug in die Architektur hielt, wurde für Ockert eine alte Liebe wach, die für ihn als Musiker und Komponist bis heute anhält. Sowohl die klanglichen, als auch die kompositorischen Möglichkeiten, die der Computer bietet, die Erweiterung des Instruments und die Verräumlichung der Musik, die mit Hilfe der komplexen Rechenmaschinen heute möglich sind, faszinieren Ockert, der darüber hinaus an der Beschäftigung mit dem Computer aber auch das spielerische Element schätzt, das Kniffeln und Ausprobieren, das dem Erforschen des musikalischen Materials dient. Für Gitarre und Elektronik, sprich den Computer ist denn auch eine der jüngsten Kompositionen, die der in der Südweststadt lebende Vater zweier Kinder als Gastkünstler am ZKM für das Badische Staatstheater schuf. Im Rahmen des Tanzabends Tanz - Raum - Licht steht Ockert mit seiner E-Gitarre am linken Bühnenrand, um live mit weit ausschweifenden Klangflächen die von Humberto Teixeira geschaffene Choreographie Xanthopsia, einen eindrucksvollen Tanz zweier Männer in einer Lichtinstallation der populären Medienkünstlerin Rosalie, zu grundieren und mit ziselierten Attacken zu befeuern. Ab Oktober wird Ockert, der neben der Arbeit an verschiedenen Kompositionen auch ein neues Trio mit dem Saxophonisten Christoph Kirschke und dem Schlagzeuger Boris Bell vorbereitet, damit wieder in Karlsruhe zu erleben sein.