New York war für Tanz ein Paradies, sagt Patricia Wolf - und zog der Weltstadt doch das beschauliche Karlsruhe vor. Nach vier Jahren New Yorker Tempo und Geschäftigkeit habe sie die hiesige Gemütlichkeit und Lebensqualität so sehr genossen, dass sie beschloss wieder nach Deutschland zu kommen. Ich brauche die Natur um mich herum, die fehlte mir in New York, erzählt die Tänzerin, die damals eigentlich nur für einige Wochen an einem Kunstprojekt in der Orgelfabrik mitwirken wollte. Seit zehn Jahren bereichert die von ihr gegründete Tanzkompanie P.W.Dancers & Friends die Stadt mittlerweile jährlich mit einem abendfüllenden Programm und kooperiert in zahlreichen Projekten mit Kunstschaffenden anderer Medien.
Ich wollte immer tanzen, sagt die in San Francisco Geborene, die als Achtjährige mit den Eltern aus den USA in deren deutsche Heimat zurückkehrte und beide Staatsangehörigkeiten besitzt. Nachdem sie als Kind bereits Unterricht in klassischem Ballett und tänzerischer Gymnastik hatte, entschied sie sich nach dem Abitur für ein Sportstudium mit dem Schwerpunkt Tanz - in Karlsruhe, und setzte ihre Ausbildung in zeitgenössischem Tanz am Dance Center Iwanson in München fort. Dort engagierte sie der amerikanische Choreograph Randy Warshaw nach einem Vortanzen, das ich beinahe verlassen hätte, um meinen Hund auszuführen, wie sie lachend erzählt. Sie wirkte in zahlreichen Produktionen unter anderem in der Kompanie der Merce-Cunningham-Solistin Susan Quinn mit, tanzte, choreografierte und unterrichtete in München, Stockholm und New York, befasste sich mit verschiedenen Techniken des Modern Dance.
In Karlsruhe fand Patricia Wolf viele Studios und richtig tolle Truppen vor, die aber hauptsächlich Streetdance machen. Sie selbst schätzt den eher lyrischen Stil des Modern Dance, bei dem man im Unterschied zum klassischen Ballett mit dem Schwung arbeitet, er verleiht eine andere Dynamik, man kommt in einen Flow von einer Bewegung in die nächste, das liegt mir.
Zu Patricia Wolfs eigener Kompanie gehören neben Tänzerinnen aus Karlsruhe Kolleginnen aus Mannheim, Stuttgart und der Pfalz, aber auch aus München. Die Vielfalt, die sich dieser Zusammenarbeit verdankt, präsentiert sich im Jubiläumsprogramm mit Special Guests im Karlsruher Tollhaus. Beide Abende bestehen aus drei Teilen: in einem solo und in Gruppen getanzten Repertoire-Medley gibt es Einblick in die Produktionen der vergangenen zehn Jahre, zudem zeigen frühere Mitwirkende der P.W.Dancers eigene Stücke, und es ist das von Patricia Wolf gemeinsam mit der in München tätigen Sabine Karb choreografierte Opera Dance Project zu sehen. Ausgehend von Puccinis Madama Butterfly entwickelt Patricia Wolf Stimmungsbilder, die dem Betrachter Freiraum zum Assoziieren geben, die Opernhandlung ist nicht eins zu eins umgesetzt, mich interessieren die Abstraktion und die Wirkung der menschlichen Stimme, die noch mehr als Instrumentalmusik tief in die Seele dringt. afr
> Do 4., und Fr 5.6., Kulturzentrum Tollhaus, Schlachthausstraße 1, Karlsruhe, jeweils 20.30 Uhr