Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 08.2005
Kunst, Ausstellungen Kunst

 

Aufsehenerregendes, Ausgezeichnetes, Aufregendes!

1. Franz Ackermann, geb. 1963, Professor an der Kunstakademie, ist ""im Bilde"", was das Reisen anbetrifft. Mit den Medien Installation, Fotografie, Malerei oder Zeichnung erkundet er sowohl die Schattenseiten der Reisewut als auch die Gefährdungen, die durch zu große Nähe/ zu große Distanz entstehen. Seine ""mental maps"" erinnern daran, dass es möglich ist, Widerstand gegen die Bilderflut der Massenmedien zu leisten. Sie zeigen, wie erst das Unsichtbare und Selbsterfahrene das Sichtbare wertvoll machen.
Erst vor kurzem wurde Ackermann für seine monumentale Wandgestaltung im Münchner U-Bhf. ""Georg-Brauchle-Ring"" eine hochdotierte Auszeichnung ("mfi-Preis für Kunst-am-Bau") verliehen. Hierzulande ist dieser Künstler dagegen so gut wie unbekannt. (Ausnahme: meyerriegger)
Auch die Kulturhauptstadtbewerbung hat nichts an der Mentalität verändert. Schade, schade: Der in Karlsruhe dominierende Lokalpatriotismus sorgt dafür, das man auch weiterhin internationale Kunstentwicklungen ignoriert. Wertschätzung erfahren Skulpturen à la "Schlaucher", Kettensägenkünstler und "Heiße-Luft"-Produzenten (viel davor. viel dahinter). - Franz Littmann


2. Ihre Themen sind Sex, Schönheit, Pornographie und Geschlechteridentität. Seitdem Elke Krystufek 1994 in der Wiener Kunsthalle vor dem geladenen Vernissagepublikum masturbierte, ist sie im Kunstbetrieb präsenter als jede andere Künstlerin ihrer Generation. Mit Malerei, Zeichnung, Video- und Fotoarbeiten befragt sie provozierend den "männlichen Blick" bzw. das Wechselspiel von Täuschung und Ent-Täuschung. Im Wintersemester 2005/06 wird Elke Krystufek an der Karlsruher Kunstakademie als Gastprofessorin tätig sein und mit unbequemen Fragen ("Was heißt emanzipatorische Enttabuisierung´") zum Nachdenken über übertriebene Sichtbarkeit herausfordern. - Franz Littmann

3. Seine Spezialität: Die Verballhornung von Philosophie, Kunst- und Wissenschaftstheorie. Bekannt wurde John Bock (geb. 1965) mit seinen "Vorträgen" auf der documenta 11, als er 10 Wochen lang in der Art eines modernen Simplicissimus eine Theaterbühne bespielte - ein Sammelsurium aus Stoffen, Schrott und Plastik, dem eine Vermüllung auf der sprachlichen Ebene korrespondierte. Derzeit nimmt der Professor an der Karlsruher Kunstakademie an der 51. Biennale Venedig teil. Sein Beitrag gehört, so Michael Hübl in denn BNN, zum Aufregendsten dieser Schau.- Franz Littmann

5 wird gemailt von Frau Sabine Funke: Sabine Funke, Wandarbeit, o.T., Malerei auf Holztafel und Wand, 2005, Aufnahme Atelier

4. Auf Licht, Farbe und Raumwirkung kommt es der Karlsruher Malerin Sabine Funke (geb. 1955, Städelschule Frankfurt, wo sie auch als Dozentin tätig war) in erster Linie an. Konsequent konzentriert sich die Meisterschülerin von Raimer Jochims auf das virtuosen Ausbalancieren von monochromen Farbflächen bzw. von Farbe und Architektur. Mit der Verleihung des Hanna-Nagel-Preises 2005 der 5 Präsidentinnen kommt viel Arbeit in ihr Atelier, denn neben der mit der Auszeichnung verbundenen Ausstellung im Bad. Kunstverein wartet außerdem eine Ausstellung im renommierten Josef-Albers-Museum in Bottrop sowie die Realisierung eines international ausgeschriebenen Kunst-am-Bau-Wetttbewerbs in München, den sie gewann. Aber auch ihre Galerie (Rottloff) wartet schon, da bin ich mir sicher, auf neue, mit feinem Gespür abgemischte Farbkompositionen der Künstlerin. - Franz Littmann