Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 03.2009
Verschiedenes Herbies Cartoon

 

Flashmob – Solo

Sie versammeln sich auf einem belebten Platz und erstarren auf einmal zu Salzsäulen, beginnen zu tanzen oder zu singen, um sich dann wieder, als wäre nichts gewesen, in die Schar der Passanten einzureihen, die zuvor verdutzte Augenzeugen des unerwarteten Schauspiels waren.
Unter dem Titel „Flashmob“ finden solche Aktionen überall auf der Welt statt. Menschen, die sich nicht kennen, verabreden sich via Internet oder SMS zu einer gemeinsamen sinnfreien Aktion. Sie haben keine politische oder gesellschaftliche Absichten, sie wollen einfach nur ein bisschen Spaß haben, dem Alltag eine lange Nase zeigen, das Unerwartete tun. Das hat seinen Reiz, das bringt einen Hauch Poesie ins gewöhnliche Leben, aber ist eben als eine Gemeinschaftsaktion mit einem gewissen organisatorischen Aufwand verbunden.
Wie viel einfacher und kurzfristiger wäre es ein Flashmob-Solo zu inszenieren. Man verabredet sich mit sich selbst zu einer absurden Aktion, die die Mitmenschen wenigstens für ein paar Minuten zu Staunen mitbringt. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Hier nur ein paar unverbindliche Vorschläge: Während einer Theateraufführung (am besten einer recht langweiligen) selbst auf die Bühne gehen und einfach mitspielen, bei einer Oper die Schlussarie lauthals mitsingen, im Fanblock des Heimatvereins die Tore des Gegners bejubeln.
Zugegebenermaßen: Letzteres ist mit einigem Risiko verbunden, aber immer noch besser als das Befahren einer Autobahn oder auch eine Skipiste in die falsche Richtung ( Althaus! ).
Wer allein auf einem öffentlichen Platz in einer Pose verharrt, wird leicht übersehen, wer für sich allein zu singen anfängt, wird leicht überhört, und wer einfach vor sich hin redet, ohne erkennbares Gegenüber, wird schon gar nicht mehr wahrgenommen, weil das im Zeitalter von Handy und Headset zum Alltag gehört. So gesehen ist es mit dem Flashmob-Solo schon eine recht knifflige Angelegenheit.
Wer allein in der U-Bahn die Hose runterlässt, wie es hunderte Flashmobber in New York vorgemacht haben, riskiert eine Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses oder sexueller Belästigung ebenso wie derjenige, der einen wildfremden Menschen umarmt. Dem gleichen Risiko setzt sich auch aus, wer sich ohne Badehose und auch sonst ohne alles in einem Frei- oder Hallenbad tummelt, dagegen zeugt es von einem gewissen Stilwillen im Anzug von Zehn-Meter-Turm zu springen.
Wer solches tut, hätte seine Aktion gerne dokumentiert, am besten auf Youtube, wo Dutzende von Flashmob-Aktionen einzusehen sind und schon braucht es einen Zweiten im Bunde, der das Ganze mit der Kamera festhält.
Ach, ich seh schon, mit der Idee des Flashmob-Solos werde ich ziemlich alleine dastehen. Aber das soll niemand davon abhalten, es nicht doch zu versuchen, zum Beispiel mit dem Aufspannen eines Schirms bei strahlendem Sonnenwetter, mit Nichtrauchen im Raucherbereich, mit Schwimmen gegen den Strom usw.