Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 01.2009
Verschiedenes Bücher

 

Thomas Zimmer > Jürgen Zöller Selbst

Aus dem Leben des BAP-Trommlers. In seiner Aufmachung leider zu sehr auf Popstar-Biographie eines B-Promis getrimmt, erweist sich „Jürgen Zöller Selbst“ beim Lesen schnell als beileibe nicht nur für BAP-Fans vergnügliches Zeitdokument der Geschichte des Rock‘n‘Roll in Deutschland. Geschildert aus der authentischen Perspektive eines vielbeschäftigten Protagonisten der deutschen Rocklandschaft, der vom Zappelvirus befallen seinen Weg vom Kaff im Westerwald über die Großstadt Frankfurt in die große weite Welt macht. Er trank Wein mit Jimi Hendrix, stand mit Chuck Berry auf der Bühne und erlebte mit unzähligen mehr oder minder bekannten oder wichtigen Kapellen seit den 60er Jahren Lustiges und Spannendes, Bedenkliches und Haarsträubendes, das als typisch für die Geschichte dieser Musik in einem von ihr okkupierten Land gelten kann. Erst das letzte Drittel beschäftigt sich mit der Zeit des Wahl-Durlachers bei Wolfgang Niedecken und Co. Das Buch lebt von zwei starken Pfunden, Zöller hat wirklich etwas zu erzählen und der Karlsruher Journalist und Klappe-Auf-Mitarbeiter Thomas Zimmer kann es mit Witz, Charme und Ironie trefflich beschreiben. So hat „Jürgen Zöller Selbst“ als Entwicklungsroman eines Rock‘n‘Roll-Schelms durchaus das Zeug zum Kultbuch, und gehört - freilich einer anderen Musikergeneration gewidmet - am ehesten in ein Regalfach mit Heinz Strunks „Fleisch ist mein Gemüse“ oder Christiane Rösingers „Das schöne Leben“ - wenn nur die Aufmachung nicht wäre. jf

> Bosworth Music, 294 Seiten, 14,95 Euro

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