Bettina führt ein ereignisarmes, abgeschiedenes Leben in Karlsruhe-Stupferich. Da fällt bei einem ihrer Besuche ihr Blick auf ein Bild im Schaufenster einer Galerie. Es wird die Initialzündung für ihre Beschäftigung mit der modernen Kunst, die ihr bisher fremd war und ihr neue, bislang ungeahnte Perspektiven eröffnet. Parallel dazu entdeckt sie in einem alten Tagebuch ihrer Mutter ein bislang verborgen gehaltenes Geheimnis, das die alte Frau in einem anderen Licht erscheinen lässt. Bettina fasst Mut aus ihrer Ehe auszubrechen. Im Alter von 85 Jahren legt Ulrike Thimme ihr Romandebüt vor. Das ist rekordverdächtig. Dass sie schreiben kann, hat sie mit Eine Bombe für die RAF, in dem sie das Abgleiten ihre Sohnes in den Terrorismus geschildert hat, und ihrer Geschichtensammlung Spurlos verschwinden bewiesen. Ihr Romandebüt hat zwar Schwächen, aber im Ganzen ist das ein höchst sympathisches, gut zu lesendes Plädoyer für ein selbst bestimmtes Frauenleben, in dem ein etwas naiver, aber auch erfrischender Glaube an die positive Wirkung der Kunst auf das Leben steckt. -ko
> G. Braun Buchverlag, 216 Seiten, 12,90 Euro