Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 12.2008
Verschiedenes Meldungen

 

Faszination Theater

Frank Landua beim Sandkorn

„Wenn Sie Profifußballer wären, welche Position würden Sie gerne spielen´“ Theaterregisseur Frank Landua vom Karlsruher Sandkorn-Theater lacht. Manchmal trifft man bei einem Interview mitten ins Schwarze, ohne vorher überhaupt gezielt zu haben. Frank Landua ist früher für die Nationalelf U16 aufgelaufen. Damals war er Libero, eine Position, die es heute nicht mehr gibt. „Ich denke, das kommt heute dem Innenverteidiger gleich. Der hält die Kiste sauber und hat einen großen Überblick.“

Den großen Überblick schätzt Frank Landua auch bei seiner Theaterarbeit. „Mich fasziniert, wie alles zusammenhängt; wie jeder einzelne, der noch so verschieden ist und unterschiedliche Ressorts bedient wie Bühnenbild, Technik, Kostüme, Inszenierung, Schauspiel, wie der mit Schwung das System Theater zum Laufen bringt.“ Das ist wie das Innenleben einer Uhr, jedes Zahnrädchen greift in ein anderes, hat seine Aufgabe und trägt zum Gesamtergebnis bei. Frank Landua kennt die Aufgabe nahezu jedes Rädchens.
Er macht sich Gedanken über das Bühnenbild und die Kostüme, als Darsteller interpretiert er seine Rolle, als Autor sucht er interessante Stoffe und Reizthemen, als Regisseur entwickelt Landua Konzepte und Inszenierungen. Selbst bei der Musik macht er nicht Halt. Warum sollte er auch´ F
rank Landua hat sich schon während der Schulzeit als Bassist etwas dazu verdient. Er hatte Gesangsunterricht und bereits neben seinem Studium an der Schauspielschule „Theaterwerkstatt Charlottenburg“ beim Mannheimer Musical „Human Pacific“ mitgesungen und -gespielt. Mit Musik kennt er sich aus und als Musicaldarsteller hat er ein Gespür dafür, welcher Stil zu welchem Bühnenstück passt. Vor zwei Jahren arbeitete Landua dann zusammen mit Markus Kapp, ebenfalls Darsteller am Sandkorn-Theater und Komponist.
Beim Stück „ Die Faxen dicke“ war das Skript zwar vorgegeben, die Musik war aber völlig frei. Landua und Kapp mussten sich etwas einfallen lassen. Bei der gemeinsamen Arbeit stellten sie dann fest fest, dass sie ähnliche musikalische Wurzeln haben und bei der Umsetzung von Sphären und Stimmungen auf einer Wellenlänge liegen. Das erste gemeinsame Musical entstand. Die Songtexte lieferte Landua, die Musik Kapp. So war es auch bei der aktuellen Inszenierung „Peter Pan – Wer liebt die Gefahr und singt noch dabei´“ Der Autor: Frank Landua. „Ich wollte meine eigene Fassung schreiben, weil häufig der zwanghafte Drang zum Aktualisieren besteht. Dadurch geht aber der Zauber vom Original oft verloren. Das wollte ich vermeiden.“
Peter Pan muss also nicht zu McDonalds fliegen, sondern darf weiter im Nimmerland Kapitän Hook an der Nase herumführen. Ein Stück von Erwachsenen für Kinder und Jugendliche. Aber beim Sandkorn-Theater machen auch Jugendliche für Gleichaltrige Theater. Landua betreut den Jugendclub. Eine spannende Arbeit, da Theater mit Jugendlichen für Landua etwas mit Selbsterfahrung, sich ausprobieren und dabei auch in die Extreme gehen können bedeutet. Die Jugendlichen nehmen das viel intensiver wahr als gestandene Schauspieler, reife Persönlichkeiten. Es entwickelt sich viel und es geht ehrlich zu.
„Die sagen dir schon, wenn sie was Scheiße finden. Die denken nicht unmittelbar ans Endbild, sondern die wollen auch was für sich erreichen und erfahren.“ Die Entwicklung von Gruppendynamikprozessen und Sozialkompetenz sind für Landua jedes Jahr auf’s Neue spannend. Es brodelt in der Kreativschmiede. Einer seiner Jungschauspieler hat nun ein eigenes Theaterstück geschrieben. „Netzkind“ stammt aus der Feder von Tobias Köhler, Anfang zwanzig, und beschäftigt sich mit dem Thema „Künstliche Intelligenz“. An dem Konzept feilt die ganze Truppe mit, Musik und Besetzung stehen noch nicht fest. Auf das Endergebnis im März 09 darf man gespannt sein.
Für Landua, der früher Medienpädagogik studierte, schließt sich bei dieser Arbeit der Kreis zwischen Theater und Pädagogik. Ein Schmunzeln. Schon der Gedanke daran macht Landua Vergnügen. Viel Spaß verspricht auch seine aktuelle Inszenierung. In „Dinner for One – wie alles begann“ spielt er sich selbst, den Regisseur, der verzweifelt versucht, mit zwei heillos zerstrittenen Schauspielern jenes Kultstück uraufzuführen, das seit 1963 für viele zu Silvester dazu gehört wie Böller und Bowle.
Ab dem 22.12.08 um 20:30 Uhr heißt es im Sandkorn-Theater dann: „The same procedure as last year, Miss Sophie´“ - „The same procedure as EVERY year, James!“
Eine abschließende Frage: Was wäre, wenn die gute Fee käme und Frank Landua einen Wunsch erfüllen würde´ „Dann würde ich mir ein Budget und Etat unabhängiges Theater wünschen!“ Frank Landua lacht. -ncm