Auf Dauer kann die Abwehrhaltung gegenüber Flüchtlingen kein Mittel der Politik sein, sagt Angelika von Loeper. Seit 20 Jahren unterstützt sie Menschen, die aus totalitären Staaten oder Bürgerkriegen kommend in Deutschland Zuflucht suchen. Für ihr ehrenamtliches Engagement wurde die Vorsitzende des Karlsruher Freundeskreises Asyl und des Flüchtlingsrats Baden-Württemberg jetzt mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Sie habe lange darüber nachgedacht, ob sie die Ehrung annehmen kann, erzählt sie, denn mich zeichnet ein Staat aus, der verantwortlich ist für die Situation von Flüchtlingen, die nicht so ist, wie sie meiner Meinung nach sein sollte. Die Menschenrechtsaktivistin bemängelt insbesondere, dass Flüchtlinge in zentralen Unterkünften aufgenommen werden und dass ihnen oftmals erst nach Jahren bei einer Anerkennung Integrationshilfen wie Sprachkurse zugestanden werden. Trotz der zwiespältigen Gefühle empfindet von Loeper die Auszeichnung als Wertschätzung, die vielleicht zeigt, dass Flüchtlingsarbeit in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.
Zu einem selbstbestimmten und gleichberechtigten Leben würde gehören, dass es auch im ersten Aufenthaltsjahr kein Arbeitsverbot für Flüchtlinge gibt, und dass sie nicht unterhalb des Existenzminimums leben müssen. Derzeit stehe ihnen lediglich eine Unterstützung zu, die 30 bis 35 Prozent unter dem Sozialhilfesatz liegt, so von Loeper, das sind zwei Euro pro Tag für Essen.
Die 1956 in Freiburg geborene Buchhändlerin und Verlegerin, die seit 1980 in Karlsruhe lebt, wurde als Teilnehmerin der ökumenischen Friedensdekade 1988 auf die Nöte von Flüchtlingen aufmerksam. Was sie über die Lage von Menschen auf der Flucht hörte, hat sie sehr beschäftigt und führte zur Mitarbeit im Freundeskreis Asyl.
In ihrem Berufsleben spiegelt sich das Thema in den Publikationen des gemeinsam mit ihrem Mann betriebenen Verlags wider, in dem das Handbuch der Asylarbeit erschienen ist, das Standardwerk für alle, die sich haupt- und ehrenamtlich für Flüchtlinge engagieren. Als Vorsitzende des Flüchtlingsrats Baden-Württemberg unterstützt sie die Forderung, dass die Bundesrepublik jedes Jahr ein Kontingent an Flüchtlingen aus Erstzufluchtsstaaten aufnimmt.
Angelika von Loeper gehörte auch zu den InitiatorInnen des Karlsruher Menschenrechtszentrums (MRZ), in dem seit 1996 verschiedene Menschenrechts- und Flüchtlingshilfsorganisation Tür an Tür arbeiten. Gerade wurde das MRZ mit dem Ludwig-Marum-Preis ausgezeichnet. Aktuelles Projekt des MRZ ist die Aktion Gesicht zeigen gegen Rechts - Eintreten für Menschenrechte!. Gesucht werden mindestens 2000 Menschen aus Karlsruhe und Umgebung, die bereit sind, ihr Foto auf einem großformatigen Plakat zu zeigen, um sich auf diese Weise öffentlich gegen rechte Einstellungen und zu den Menschenrechten zu bekennen.
In ihrem persönlichen Einsatz liegt von Loeper vor allem auch der angemessene Beistand für unbegleitete Minderjährige am Herzen, und sie räumt ein, dass die Konfrontation mit dem Schicksal von Flüchtlingen seelisch sehr belastend sein kann. Aber von den Begegnungen mit ihnen strahlt viel zurück, das gibt mir Kraft, sagt sie, und: Ich würde die Arbeit nicht aushalten, wenn ich nicht zugleich politisch daran mitwirken würde, die Situation grundsätzlich zu ändern. afr
Spendenkonten > Freundeskreis Asyl Karlsruhe e.V., Sparkasse Karlsruhe Kto-Nr. 9909185 BLZ 66050101. Menschenrechtszentrum Karlsruhe e.V., BB Bank Kto-Nr. 4047192 BLZ 66090800.