Gustav, Frau > Wäre Eva Jantschitsch ein Junge geworden, hätte sie ihr Vater Gustav genannt. Jetzt gibt sich Laptop-Liedermacherin selbst den aus der Mode gekommenen Männername und ist sich der Aufmerksamkeit der einschlägigen Feuilletons sicher. Freilich nicht nur der skurrilen Namensgebung wegen, viel mehr wegen der Originalität, mit der die als Rettung des Indie-Pop gefeierte Österreicherin einen musikalischen Flickenteppich aus Elektronika, Blasmusik, Schlager, Chanson und Experimental mit klugen Texten voll hintergründigem Humor und politischer Anspielung kombiniert. Sie singt kritisch, spöttisch oder analytisch über die Bedingungen des Kapitalismus, die üblen Seiten der Medienwelt, die zynische Vorliebe für Katastrophen und die abgründigen Aspekte des Lebens in der Stadt. Nie kommen ihre Texte plump oder abgeschmackt, sondern sind in literarische Konstrukte gefasst, die zusammen mit der Musik eine in sich höchst widersprüchliche, komplexe Einheit bilden.