Seila Kamerics Poster eines dunkelhaarigen Mädchens, das mit ernstem und verbindlichem Blick die menschenverachtende Dummheit eines in Bosnien stationierten niederländischen UN-Soldaten Lügen straft und eine vielschichtige Fülle von widersprüchlicher Gedanken über Krieg und Frieden, Besatzung, Menschlichkeit und Vorurteil auf das Tapet bringt, oder die Dokumentation des polnischen Künstlers Pawel Althammer als in einer dichtbevölkerten Fußgängerzone Passanten filmenden Kosmonauten sind zwei Beispiele einer Ausstellung mit performativer und konzeptueller Kunst aus Osteuropa, die im Herbst im Badischen Kunstverein im Mittelpunkt steht. Als sich in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Künstler von Leinwand und Skulptur abwandten, um Kunst in den Alltag zu holen, war diese Entwicklung nicht auf die westlichen Kunstzentren beschränkt. Unter verschärften politischen und wirtschaftlichen Vorzeichen intervenierten auch die Künstler des damals sozialistischen Mittel- und Osteuropas. Ging es im Westen vor allem darum die Kunst aus den Museen auf die Straße zu holen, kommerziellen Marktprinzipien zu entziehen und das bürgerliche Establishment mit Provokationen zu irritieren, geriet die Kunst hinter dem Eisernen Vorhang schnell in Konflikt mit den Beauftragten der sogenannten Staatssicherheit. Kaum ein Name der damaligen Protagonisten, die weitgehend aus dem Untergrund heraus agierten, ist hierzulande bekannt geworden. Ihre häufig schwer dokumentierbare Arbeit zu konservieren und ihre starken Traditionslinien bis in die Gegenwart weiterzuverfolgen ist ein Schwerpunkt der Wiener Kontakt-Kunstsammlung, deren Werke nun erstmals in Deutschland im Badischen Kunstverein in einer umfangreichen Ausstellung gezeigt werden, die durch vier kuratorische Beiträge und ein Symposium am 25. und 26.10. vertieft wird.
> 3.10. bis 30.11., Badischer Kunstverein, Karlsruhe, Waldstraße 3, Di bis Fr 11-19 Uhr, Sa und So 11-17 Uhr