Die aktuelle Bildungsdiskussion und die gerade grassierende 68er-Rückbesinnung kommt ganz zwanglos zusammen bei dem neuen Roman von Ulrich Zimmermann. Der Schriftsteller und Lehrer, bekennender Alt-68er, schildert einen Tag im Leben des Realschullehrers Winter. Das ist ein pädagogischer Dinosaurier, der sich kurz vor der Pensionierung ein Sabbathjahr genehmigt. Doch vorher muss er sich noch einmal gegen Schuljahresende seinen Schülern und dem Lehrerkollegium stellen. Zimmermanns detail gesättigte Schilderung wird nicht nur bei Lehrern für einen Aha-Effekt nach dem anderen sorgen. Zimmermann hält weder alte Erziehungsideale hoch noch regt er sich sonderlich über den Zustand des Bildungssystems auf. . Er schildert die Schule als Teil der menschlichen Komödie und nimmt dabei auch seinen Helden, dessen Gemeinsamkeiten mit ihm selbst nicht zu übersehen sind, nicht aus. Dieses halb resignierte, halb amüsierte Hinnehmen der Schule und der Schüler, wie sie nun mal sind, dürfte den neuen Lehrergenerationen im Zeichen von Pisa und G8 schwer fallen. -ko
> Ulrich Zimmermann: Winter a.D., Lindemanns Bibliothek Karlsruhe, 202 Seiten, 12,80 Euro