Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 07.2008
Verschiedenes Herbies Cartoon

 

Bye, Bye Offroader

Bild - Bye, Bye Offroader
„Hummer auf der Abschussliste“ - diese Schlagzeile, die mir beim Durchstöbern des Internets vor die Augen kommt, lässt mich stutzen: Kann es denn wirklich sein, dass dieses wohlschmeckende Schalentier nun auch auf der Liste der bedrohten Tierarten steht´ Das Wort „Abschussliste“ lässt zudem vermuten, dass der Mensch bewusst darauf hin arbeitet, den Hummer vom Antlitz der Erde zu tilgen. Wobei der Begriff „Abschuss“ mir bei einem Meeresbewohner nicht ganz passend vorkommt.
Das nähere Hinsehen verrät: Der Hummer, der mit der Schlagzeile gemeint ist, bewegt sich an Land, auf vier Rädern und wird „Hammer“ ausgesprochen. Es handelt sich um einen Geländewagen, der in der USA gebaut wird - oder kann man schon sagen gebaut wurde, denn, wie aus dem Artikel hervorgeht, versucht der Automobilkonzern General Motors seine Geländewagensparte abzustoßen.
Auch die US-Amerikaner haben mittlerweile kapiert, dass die Benzinkosten sprunghaft gestiegen sind und auch weiter steigen werden, dass die Zeiten des besinnungslosen Spritverbrauchs vorbei sind. Dass damit auch die monströsen Offroader zu Auslaufmodellen der Automobilindustrie werden ist ein gar nicht zu unterschätzender positiver Nebeneffekt dieser Entwicklung.
Die Diskussion um den Klimawandel und die Verringerung des CO≤-Ausstosses dürfte auch nicht ganz unschuldig am Aussterben des Hummers sein. Es ist nicht mehr chic mit diesen tonnenschweren Autos, die ihre militärische Herkunft nicht verleugnen können, in den Städten rumzukurven und bald wird es auch nicht mehr gesellschaftsfähig sein selbst für die, die sich die Anschaffung und den Unterhalt der Riesengefährte leisten können. Sie sind auf einmal so etwas von „uncool“, wie sich das ihre schärfsten Kritiker nicht hätten träumen lassen. Vor ein paar Jahren habe ich schon an dieser Stelle gegen den Off Road-Boom angeschrieben und deshalb kann ich mich an dieser Stelle getrost selbst zitieren:
„Ein solches Gefährt verbreitet in der Tat den Geschmack von Freiheit und Abenteuer. Tatsache ist aber, das sich Deutschland derzeit nicht im Kriegszustand befindet. Tatsache ist auch, dass das Bundesgebiet kein Tierschutzreservat ist. Die Gefahr von einer Löwenherde angegriffen zu werden, tendiert ebenso gegen Null wie das Risiko, dass die Straße von Erdmännchen untergraben oder von einem Monsunregen unterspült wird. Die zivilen Jeeps sind gerüstet für Anforderungen, die nicht auf sie zukommen, sie haben Eigenschaften, die nicht benötigt werden, die aber sehr unangenehme Nebenwirkungen für die Mitmenschen haben können. (....) Das Phänomen hat gesellschaftliche Dimensionen.
Der Off-Roader ist der weithin sicht- und fahrbare Ausdruck der Entsolidarisierung unserer Gesellschaft, der Off-Roader ist der Typus des Neoliberalen, der ohne Rücksicht auf Verluste seiner eigenen Wege geht, ein Anhänger des schwachen Staates, der ihn bei der Entfaltung seiner Persönlichkeit und seines Bankkontos nicht weiter behindern soll. (...) Der Off-Roader, das ist der Asoziale auf dem hohen Ross.“
Das fällt nun in Zeiten eines so genannten Aufschwungs, der an vielen vorbeigeht und nur wenige bereichert, immer mehr Leuten auf. In der Schweiz hat sich sogar eine Bürgerinitiative formiert, die ein grundsätzliches Verbot der Geländewagen fordert. Die wackeren Schweizer, die den Offroadern den passenden Spitznamen „Pittbull-Autos“ verpasst haben, argumentieren vor allem mit der verstärkten Unfallgefahr. Der erhöhte Schwerpunkt und die höher gelegte Stoßstange steigern die Verletzungs – und Todesgefahr für Fußgänger und Fahrradfahrer. Wer auf der Strecke bleibt, wenn ein Sport-Utility-Vehicle (SUV), wie es im Fachjargon heißt, und ein ganz normales Auto zusammenstoßen, muss man nicht weiter ausführen.
Jetzt erledigt sich das Problem bald von selbst. Ganz werden sie wohl nicht verschwinden, die Panzer für den Privatgebrauch, in denen in der Regel, davon kann man sich durch bloßen Augenschein überzeugen, solo ein Herrenreiter bzw. eine Herrenreiterin, sitzt. Aber wenn die Nachfrage sinkt (und sie sinkt bereits rapide), werden sie einfach nicht mehr gebaut, so wie der Hammer-Hummer, der übrigens das bevorzugte Fahrzeug des als Umweltschützer posierenden Arnold Schwarzenegger ist. Das Auto, mit dem man durch die Gegend kutschiert, ist eben keine reine Privatsache. Die Straße ist ein öffentlicher Raum. Darum gibt es eine Straßenverkehrsordnung, darum gibt es auch Vorschriften, was auf die Straße darf und was nicht.
Die Zulassung der Pitbull-Autos (nebst steuerlicher Begünstigung als Nutzfahrzeug) war ein Kotau des Gesetzgebers vor der Automobilindustrie, die in den letzten Jahren mit den dicken Dingern ein fettes Geschäft gemacht hat. Sie sollten die Gelegenheit nutzen und den Gewinn in die Entwicklung abgasarmer und Benzin sparender Autos oder Autos, die kein Benzin mehr brauchen, zu stecken. Den Offroadern aber steht die letzte Fahrt bevor, bei der sie endlich mit dem letzten Schnaufer ihrem Namen und ihrer Bestimmung gerecht werden können - die Fahrt auf den Schrottplatz.