Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 04.2011
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Schrill im April

Schwul-lesbisches Kulturfestival

April 2011

„Was gibt es in Karlsruhe an schwuler und lesbischer Kultur´ Wo sind die Schnittstellen zu heterosexueller Kultur´ Sind solche Begrifflichkeiten überhaupt zeitgemäß oder notwendig, wenn ja, warum´“

Darüber diskutiert Kulturamtsleiterin Susanne Asche eine Woche vor dem Start von Schrill im April beim städtischen Kulturfrühstück (25.3., 11 Uhr, Besitos, am Marktplatz). „Kultur von Schwulen und Lesben“ ist das Thema, über das die Schirmherrin des schwul-lesbischen Festivals mit interessierten Karlsruherinnen und Karlsruhern ins Gespräch kommen möchte. „Diese Initiative von Frau Asche hat mich besonders gefreut“, sagt Martin Knapp, Vereinsvorsitzender von Schrill im April. Zum Abbau von Vorurteilen gegenüber Homosexuellen habe in Karlsruhe nicht zuletzt die positive Ausstrahlung des Festivals beigetragen, hebt die Kulturamtsleiterin in ihrem Grußwort hervor. Neben der Stadt, deren Kinderbüro und Frauenbeauftragte sich mit Veranstaltungen beteiligen, reichen die Kooperationspartner des Festivals von der Queerbeet Hochschulgruppe über Schwung (Schwule Bewegung Karlsruhe e.V.) und die Volkshochschule bis zur Initiative lesbischer und schwuler Eltern. Darin spiegelt sich das Festivalkonzept, nicht nur selbst Programm zu machen, sondern „eine Plattform für eigene Beiträge Karlsruher Gruppen zu sein, das ist uns sehr wichtig“, betont Martin Knapp.


Die meisten der Ehrenamtlichen, die das zweiwöchige Programm organisieren, sind etwa zwischen 40 und 50 Jahre alt. Wie für andere Vereine ist es auch für Schrill im April immer schwerer neue, jüngere Mitstreiter zu finden. Zum einen sind die jungen Leute beruflich eingespannt, zum anderen geht die Jugend heute unverkrampfter mit dem Thema Homosexualität um, so dass die Notwendigkeit, sich für Freiräume zu engagieren, weniger Bedeutung hat als früher. „Vor 15 Jahren war Schrill im April noch eine der wenigen Begegnungsstätten im „queeren Umfeld“, heute gibt es wöchentlich oder sogar täglich Möglichkeiten, wo man hingehen kann“, sagt Verena Müller. Seit fast vier Jahren arbeitet sie im Team von Schrill im April mit. Ihr fachliches Know-how als Bankerin war gefragt, sie wurde gebeten mitzumachen und kümmert sich seither im Verein um Marketing, Kommunikation und Sponsoring. Schon als sie Schrill im April lediglich als Zuschauerin besuchte, war die Eröffnungsgala für Verena Müller das Highlight im Festivalprogramm, und auch diesesmal freut sie sich darauf besonders: „Die Gala ist ein buntes Event für die ganze Familie, bei dem Freunde in die „queere Welt“ reinschnuppern und sehen können, dass das kein komisches Volk ist“.

Frech, selbstironisch, wohlgerundet und mit rauchiger Gesangsstimme moderiert Entertainerin Daphne de luxe den Eröffnungsabend mit dem Chansonduo Martin Helm und Tobias Bredohl, der Diseuse Ina Z, die ihren Gesang mit Clownerie, Stelzentanz und Bewegungstheater verbindet, sowie Florian Schmidt und Markus Elbert von den Fun Tappers, die Stepptanz vom Charleston bis zum Rhythm Tap sehen und hören lassen (1.4., 20 Uhr, Jubez am Kronenplatz). Weitere Programm-Highlights sind das Chorkonzert mit den Schrillmännern und den PhilHomonikern aus München, die ihre erfolgreiche, stilistisch zwischen Barockmusik, ägyptischem Pop und den Comedian Harmonists angesiedelte Comic-Oper „Julius Cäsar - Kopflos in Ägypten“ auf die Bühne bringen (9.4., 20 Uhr, Gartensaal des Badischen Landesmuseums, Schloss), sowie die Comedyrevue „Sekt in the City“ mit verrückt-absurden Leidens- und Liebesliedern (15.4., 20 Uhr, Jubez am Kronenplatz, anschließend ab 22 Uhr Disko mit der Münchener DJane Eléni). Für den kulinarischen Abend hat das Gastronomenpaar Peter Brecht und Boonchu Choti drei thailändische Schrill-Spezial-Menüs kreiert (12.4., 18 Uhr, Rim Wang, Eckener Str. 1, Tischreservierung unter Telefon 0721 – 697 776).


Auch aktuellen, geschaftspolitischen und wissenschaftlichen Themen wendet sich das Festival zu. Beispielsweise bereichtet die Physikerin und Neuroradiologin Sabine Heiland von der Uni-Klinik Heidelberg unter dem Titel „Ticken Lesben und Schwule anders´“ über Studien aus ihrem Forschungsgebiet.

Seit fünf Jahren hat der Queergottesdienst „nicht nur für Lesben und Schwule“ einen festen Platz im Programm. Er will Freiraum schaffen, Berührungsängste gegenüber der Amtskirche abbauen und erlebbar machen, dass es sich verbinden lässt, Christ und homosexuell zu sein. Mehrere Segnungsfeiern für Paare und eine Taufe hat das Queergottesdienstteam im vergangenen Jahr mit auf den Weg gebracht. Den abwechselnd katholisch und evangelisch gestalteten Gottesdienst feiert in diesem Jahr der evangelische Stadtdekan Pfarrer Otto Vogel (10.4., 18 Uhr, altkatholische Auferstehungskirche, Röntgenstr. 1). afr

> 1.-15.4., detaillierte Info unter www.schrill-im-april.de