Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 02.2008
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Pop! goes the weasel

Popkultur im Kunstverein

Ausstellung des Monats

Jeder benutzt das Wort, kaum einer hinterfragt es, aber was bitte schön ist Pop´ “Alles ist Pop”, heißt es beim Chef-Pop-Theorie-Professor Diedrich Diederichsen, um gleich hinterherzufragen “Was bleibt von der Gegenkultur´”. Kommerzieller Mainstream und Massenkultur oder Differenz manifestierendes Ausdrucksmittel der Jüngeren gegen die Altvorderen, wo doch die mit der Popmusik Großgewordenen längst die Alten von heute sind´ Pop-Musik, Popkultur, Pop-Art, Lifestyle oder Stachel im Fleisch der globalisierten Gesellschaft - kaum umsonst nach dem lustigen britischen Kinderliedchen mit dem flink sich entziehenden Raubtierchen benannt, ist die erste Kunstvereinsaustellung des Jahres, die sich auf vielschichtige Weise mit der Popkultur, ihrer Ikonographie, ihren Mythen, Mechanismen und ambivalenten Erscheinungen beschäftigt. Dabei setzt Kunstvereins-Leiterin Anja Casser vorwiegend auf die Perspektive jüngerer KünstlerInnen wie der schwedischen Video-Künstlerin und dokumenta-Teilnehmerin Johanna Billing, der jüngst in Basel eine eigene Ausstellung gewidmet wurde, des Kanadiers Steven Shearer, der in seinen Zeichnungen und Gemälden vielfach Jugendliche im Zusammenhang mit Symbolen der Rock- und Metal-Musik zeigt, oder den Münchner Tom Früchtl, der Musikverstärker und Lautsprechertürme aus Pappe und Jute als imposante Bühnenkulisse für eine Rockband nachbaut - allesamt in jenen 60er Jahren geboren, als Popmusik und -kultur gerade revolutionäres Potential gewann. Sie bearbeiten aus ihre Lebensrealität heraus in einer weitgehend unbefangenen Weise künstlerisch eine Phänomen, dem mit der Zeit die ideologische begründete Kontroverse abhanden gekommen zu sein scheint. Aber auch ein Altmeister wie der in den 60ern schon als einer der wichtigsten Vertreter eines konzeptuellen Kunstbegriffs bekannte Argentinier David Lamelas ist mit einer Neu-Inszenierung seiner berühmten Rockstar-Imitation von 1974 in der Schau vertreten, die mit ihren ProtagonistInnen immer wieder auf spielerische Weise den selbstverständlichen Brückenschlag von der Bildenden Kunst zur Musik sucht. So etwa mit Catriona Shaw, die ebenso als Bildende Künstlerin wie als Musikerin in Erscheinung tritt. In Karlsruhe präsentiert die 1975 in Edinburgh Geborene neben Zeichnungen als Disco Power-Pop Diva “Miss le Bomb” eine musikalische Performance. Eine Reihe von Veranstaltungen und Konzerten unter anderem mit Jacques Palminger und dem Kammerflimmer Kollektief begleitet die Ausstellung im speziell hierfür von den HfG-Studierenden Julia Brandes und Bastian Goecke umgestalteten Lichthof. jf

> 15.2.-6.4., Badischer Kunstverein, Waldstraße 3, Karlsruhe, Eröffnung Do 14.2., 19 Uhr mit einer anschließenden Liveperformance "Neon Love" von Tobias Bernstrup; Sa 16.2., 21 Uhr, Konzert/Performance "Miss le Bomb - for all that's wrong" und DJ-Performance mit Angie Reed & Mark Stewart; Do 28.2., Künstlergespräch und Barabend mit Tony Cokes