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Archiv: 01.2009
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Stummfilmtage mit Live-Musik

Die Schauspielerin Asta Nielsen und der große Regisseur Georg Wilhelm Pabst stehen im Mittelpunkt der 7. Karlsruher Stummfilmtage, die vom 22.-25. Januar im ZKM und im Studentenhaus stattfinden. Damit setzt der neu gegründete Verein „Déjá Vu – Film“, der aus den Stummfilmtagen hervorgegangen ist, die erfolgreiche Kooperation mit dem ZKM fort.
Über die Jahre hinweg gleich geblieben ist das von Josef K. Jünger entwickelte Konzept, die Verbindung von alten stummen Filmen mit live gespielter Musik. Zur Eröffnung(22., 20 Uhr, StH)gibt es gleich drei(kürzere)Filme mit Asta Nielsen zu sehen. Die Dänin mit der androgynen Gestalt und den ausdrucksstarken dunklen Augen war der wohl größte weibliche Star des europäischen Stummfilms. Ihre eindrucksvollsten Darstellungen lieferte sie im deutschen Film, der in 20er-Jahren Weltgeltung hatte.
In „Abgründe“, „Die arme Jenny“ und „Vordertreppe und Hintertreppe“, die noch vor dem Ersten Weltkrieg von ihrem damaligen Ehemann Urban Gad gedreht wurden, spielt sie ihre Paraderolle als Frau, die die Konventionen sprengt. Frieder Egri, Ilmar Klahn, Eva Chahrouri und Shakya Grahe machen eine angemessen unkonventionelle Musik dazu.
In der Komödie „Engelein“( 25., 18 Uhr StH)gibt sie als Dreißigjährige einen achtzehnjährigen Teenager, der so tut, als wäre er ein 13jähriges Mädchen. Dazu gibt es noch den grotesken Kurzfilm „Zapatas Geist“. Für die musikalische Untermalung sorgt die Capella Obscura unter Leitung von Cornelia Brugger.
Zu dem Film „Nach dem Drama“ von Frank Wedekind drehte der Theatermann Leopold Jessner „Erdgeist“(23., 18 Uhr ZKM/24., 18 Uhr StH) mit Asta Nielsen als Femme Fatale, die mehrere Männer ins Verderben reißt. Dieser Film, der schon einige Patina angesetzt hat, erstrahlt in neuem Glanz durch die Musik, die Luke Styles, ein Schüler von Wolfgang Rihm, eigens für diesen Film für ein Streichquartett komponiert hat.
Die gleiche Rolle als verführerische Lulu spielt Louise Brooks in „Die Büchse der Pandora“(23., 20.30 Uhr ZKM/24.,20.30 Uhr StH) von G.W. Pabst, einem der faszinierendsten deutschen Filmklassiker. Das Stummfilmensemble Frieder Egri macht die Musik dazu.
“Tagebuch einer Verlorenen“(25., 20 Uhr ZKM), ebenfalls mit Louise Brooks, war eine Art Fortsetzung dieses skandalumwitterten Films und wurde wie dieser von der Zensur heftig gezaust. Matthias Graf, Holger Ebeling und Ilmar Klahn sorgen für den musikalischen Teil der Aufführung der weitgehend rekonstruierten Originalfassung.
Mit sozialen Realismus schockierte Pabst das Publikum bereits mit seinem dritten Film „Die freudlose Gasse“, in dem neben der Nielsen Greta Garbo zu sehen ist. Gespannt darf man sein, was sich die Karlsruher Band Kammerflimmer Kollektief dazu an Klängen und Geräuschen einfallen lässt. „Geheimnisse einer Seele“ (24., 18 Uhr ZKM)ist Pabsts ehrgeiziger Versuch die damals noch neue psychoanalytische Methode von Sigmund Freud an einem Fallbeispiel plausibel zu machen. Das Karlsruher Improvisationsensemble illuminiert musikalisch den Weg ins Unterbewusste.
Ein junges Publikum ab 10 Jahren versuchen die Stummfilmtage mit der Aufführung von „Der Dieb von Bagdad“ (25., 15 Uhr, ZKM) anzusprechen. Den großen Stummfilmstar Douglas Fairbanks, der akrobatische Körperbeherrschung mit einem umwerfenden Charme verband, über die Leinwand toben zu sehen, macht auch 80 Jahre nach der Entstehen des Films Laune. So flott wie der Held ist dann wohl auch die Musik, die das Ensemble von Holger Ebeling dazu macht. Im Rahmenprogramm stellt Elisabeth Bronfen ihr Buch „Tiefer als der Tag gedacht. Eine Kulturgeschichte der Nacht“ vor (23., 16.30 Uhr, ZKM) und hält den Vortrag „Psychoanalyse und Filme“ (24., 16.30 Uhr, ZKM), und Christoph Köhler liest mit Klavierbegleitung von Axel Weinstein Texte von Frank Wedekind (17., 20 Uhr, Prinz-Max-Palais, Karlstr. 10)

> 22.-25. Jan., Festsaal Studentenhaus, Uni- Einfahrt Adenauerring 7, KA -
ZKM, Lorenszstr. 18, KA

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