Nach 28 Jahren geht zum Jahresende der Leiter des städtischen Kulturamtes Michael Heck in den Ruhestand. Und auch der amtierende Kulturbürgermeister Ullrich Eidenmüller hat für das kommende Frühjahr seinen Rückzug aus der Politik angekündigt. Im Oktober klärte sich die Nachfolgefrage für den Amtsleiter Heck. Aus weit über 100 Bewerbungen konnte sich die derzeitige Offenburger Kulturfachbereichsleiterin und promovierte Literaturwissenschaftlerin Susanne Asche durchsetzen, die vor fünf Jahren in Karlsruhe noch Leiterin des Pfinzgaumuseums und stellvertretende Stadtarchivleiterin gewesen war. Für die Klappe Auf unterhielt sich Johannes Frisch mit der designierten Kulturamtschefin.
Frau Dr. Asche, Sie sind, beziehungsweise waren bald viereinhalb Jahre Kulturfachbereichsleiterin in Offenburg, was haben Sie in dieser Zeit aus der räumlichen Distanz vom Karlsruher Kulturleben mitbekommen, was ist Ihnen am eindrücklichsten in Erinnerung´
Asche: Das war die Bewerbung zur Kulturhauptstadt. Ich fand das Thema Recht sehr spannend, weil wir in Offenburg Freiheit und Europa zum Thema hatten. Hier wurden 1847 erstmals die Freiheits- und Bürgerrechte eingefordert. Das hätte gut zusammengepasst. Ansonsten hat Offenburg ein so vielfältiges und reiches Kulturleben, dass ich mich voll und ganz darauf konzentrierte, und nur wenig von Karlsruhe mitbekam.
Die Kultur prägt sehr stark die Identifikation einer Bevölkerung mit ihrer Stadt. Wie würden Sie Karlsruhe unter diesem Aspekt knapp skizzieren´
Asche: Karlsruhe ist von seinem kulturellen Angebot her eine Kulturmetropole. Gerade in der Bildenden Kunst ist von der Kunstgeschichte mit der Kunsthalle bis zu den avanciertesten Positionen mit dem ZKM alles vertreten. Im musikalischen Bereich und dem Theater gibt es eine unglaubliche Dichte. Dazu Kulturzentren wie das Tollhaus, der Tempel oder der Jazzclub, die für ein sehr virulentes, lebendiges Kulturleben stehen, und die städtischen Einrichtungen, die prägende Momente setzen - ein wesentlicher Imagefaktor für Karlsruhe ist es meiner Meinung nach, eine Kulturmetropole zu sein.
Welche Rolle sollte ein Kulturamt idealerweise einnehmen´
Asche: Es sollte Kultur ermöglichen, das heißt ideelle und reale Räume für künstlerisch-kulturelle Aktivitäten schaffen, und gleichzeitig dafür Sorge tragen, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger diese Angebote auch wahrnehmen können. Weiterhin braucht es Konzepte, welche die exzellenten kulturellen Angebote Karlsruhes nach aussen strahlen lassen.
Wo sehen Sie in Karlsruhe Defizite und Handlungspielräume´ Wo würden Sie sich gerne in nächster Zukunft besonders engagieren´
Asche: Natürlich würde ich meine Vorstellungen gerne zunächst einmal in der Stadtverwaltung und mit den politischen Gremien diskutieren, ehe sie an die Öffentlichkeit kommen. Aber dessen ungeachtet halte ich es für eine ganz große Chance, dass sich alle Kulturinitiativen von Zeit zu Zeit gemeinsam einem Thema widmen, um die immense Vielfältigkeit und Fülle zu demonstrieren.
Vor ihrem Weggang waren Sie Leiterin eines Museums und stellvertretende Leiterin des Instituts für Stadtgeschichte. Welche Rolle spielt die Erinnerungskultur im Kulturleben einer Stadt wie Karlsruhe´
Asche: Das Wissen um die Stadtgeschichte ist wichtig für die Identifikation der Menschen mit ihrer Stadt, deshalb ist es sinnvoll, ihre Einzigartigkeit immer wieder herauszustellen. Stadtgeschichtliche Publikationen und Ausstellungen bilden dafür die Basis.
Sie sind von Hause aus Historikerin und Literaturwissenschaftlerin, wie ist ihre Beziehung zu den anderen Kultursparten´
Asche: Ich bin nach Offenburg gegangen, weil ich für das gesamte Kulturleben einer Stadt die Verantwortung übernehmen wollte. In den vergangenen Jahren verlagerten sich meine Schwerpunkte auf die strategische Gesamtplanung für die Kultur mit allen Sparten. So habe ich in das Konzept, Offenburg als Freiheitsstadt in Europa zu positionieren, alle Kunst- und Kulturbereiche mit einbezogen.
Vielleicht zum Schluss, jeweils ein Satz zu den folgenden Stichworten: Rockmusik
Asche: Konzerte in früheren Jahren.
Kommunales Kino
Asche: Absolut notwendig und eine große Bereicherung des Kulturlebens einer Stadt.
Clubkultur
Asche: Ein weites Feld.
Event
Asche: Das gehört heute als Strategie, möglichst viele Menschen zu erreichen, zum Kulturleben dazu.
Institutionelle Förderung oder Projektzuschuss
Asche: Wenn ich unter kommunaler Kulturpolitik die Ermöglichung von Kreativität verstehe, muss ich Infrastruktur schaffen. Für Projekte sollten in stärkerem Maße Drittmittel oder Stiftungen eingeworben werden.