Die Kritik lobt ihre lupenreine Stimme, das Publikum liebt sie für ihre ausdrucksstarke Bühnenpräsenz. Ob als Mimi in La Boheme, als Desdemona in Verdis Otello oder in den Titelrollen in Madame Butterfly oder Dvoráks märchenhafter Rusalka - Barbara Dobrzanska überzeugt als vorzügliche Solistin.
Seit 2002 gehört die in Krakau geborene Sopranistin zum Opernensemble des Badischen Staatstheaters. Die vielfach als Idealbesetzung für lyrisch-dramatische Rollen bezeichnete Sängerin begann ihr Berufsleben als Instrumentalistin. Siebenjährig hatte sie den ersten Geigenunterricht erhalten, eher eine Entscheidung der Eltern als die eigene, wie sie rückblickend sagt. Gleich nach dem Abitur arbeitete sie als Violinistin und begann neben ihrer Tätigkeit als Geigerin im Krakauer Opern- und Operettenorchester an der Katowicer Musikhochschule Gesang zu studieren. Nicht zuletzt Dobrzanskas Mutter, Chorsängerin in der Krakauer Philharmonie, hatte die Qualität ihrer Stimme erkannt.
Sie sagte, dass ich eine schöne Stimme habe, aber sie wusste auch, wie schwer dieser Beruf ist, es gibt keine Feiertage, wir arbeiten Ostern, Weihnachten und Silvester, sagt Dobrzanska. Die Stimme gibt uns Gott, sie auf der Bühne zu präsentieren, bedeute jedoch viel Arbeit vom Feilen an der Technik bis zum Memorieren der Texte.
Ihre Gesangsausbildung führte die Musikerin nach Deutschland, denn nach zwei Meisterkursen bei Sylvia Geszty folgte sie der Königin der Koloraturen nach Stuttgart, um an der dortigen Musikhochschule ihr Studium abzuschließen. Dobrzanska erhielt auf Anhieb feste Engagements, zunächst in Görlitz, dann in Trier und Dortmund, bevor sie nach Karlsruhe kam, dessen Publikum die Sängerin als sehr treu beschreibt. Sie habe jedesmal Lampenfieber, gesteht Dobrzanska, denn ich möchte das Beste geben, aber jeder kann nur das geben, was an diesem Tag sein Bestes ist. Die Glückwünsche nach gelungen Premieren genießt sie sehr, denn wir Künstler leben vom Applaus.
Nach Produktionsphasen mit sechs- bis siebenstündigen Proben versucht sich die Sopranistin zu entspannen, in dem sie sich mit dem Computer beschäftigt. Das ist mein Hobby, seit ich mir vor zehn Jahren den ersten Rechner gekauft habe, sagt sie. Musik gehört für sie dagegen keinesfalls zum Erholen, denn die ist mit dem Beruf verbunden. Auch das Autoradio bleibt bei Dobrzanska ausgeschaltet, es gibt überall zu viel Beschallung, meint sie.
Bis zu zwölf Partien werden der Solistin in einer Spielzeit übertragen. Italienische Opern liebt sie besonders, aber es ist schwer sich auf eine festzulegen, sie sind alle schön, sagt die Gewinnerin zahlreicher internationaler Wettbewerbe, die neben ihrem Opernrepertoire von mehr als 50 Partien auch Oratorien und Konzerte singt und in vielen europäischen Städten gastiert. Ihre Traumrolle´ Ich habe hier am Staatstheater schon so viele Traumrollen gesungen, sagt Dorbrzanska, und für andere muss die Stimme erst reifen.
Die Fans der Sopranistin können sie in dieser Karlsruher Spielzeit ab Januar auch wieder als Micaela in der Wiederaufnahme von Bizets Carmen erleben, außerdem ab März in der Titelpartie von Manon Lescaut und im Sommer als Roxane in Cyrano de Bergerac.
Viel Arbeit und voraussichtlich viel Applaus für die nachdenkliche Sängerin, die sagt: Wir Künstler sind nur die Gaukler - Brot und Schuhe sind für die Menschen wichtiger, aber ohne das Schöne, das wir vermitteln, wäre die Welt trauriger. afr