Der Tanz ist eine lebendige Sprache, die vom Menschen gesprochen wird und vom Menschen kündet, schrieb einst die Mutter des deutschen Ausdruckstanzes Mary Wigman. Die Vielfalt dieser Sprache und ihrer unzähligen Dialekte ist heute größer denn je, sie bezieht ihre Einflüsse aus den unterschiedlichsten Kulturen ebenso wie sie technische Errungenschaften der Medien integriert. Mal nähert sich der Tanz dem Theater, mal der Bildenden Kunst, immer aber bleibt er universell und unmittelbar verständlich.
Das Internationale Tanzfestival im Kulturzentrum Tempel mauserte sich in den vergangenen Jahren immer mehr zum Erfolgsprojekt. Zuletzt war es gleichzeitig länger geworden und wechselte vom zweijährlichen zum alljährlichen Turnus. Mit seiner zehnten Ausgabe macht es einen weiteren Schritt nach vorne: Neue Partner, neue Spielplätze und neue Projekte sind die Elemente, mit denen sich das Tanzfestival ausdehnt. Dies freilich nicht nur dadurch, dass im satte 18 Tage dauernden Programm vier mal das ZKM-Medientheater und außerdem die neuerdings im Kurbelkino beheimatete Kinemathek als Veranstaltungsorte auftauchen. Denn das Internationale Tanzfestival umfasst sparten- und generationenübergreifend nun ein noch breiteres Spektrum. Da gibt es am 14. für Menschen ab fünf Jahren mit dem ZauberEi ein Tanztheaterstück mit Tänzern aus Afrika, Asien und Europa, die sich in ausgefallenen Kostümen und comic-haften Animationen bewegen.
Zum Abschluss des Festivals kommt auch am 28. das Tanztheaterstück Merry-go-round zur Aufführung, das die Tanztribüne mit Kindern und Jugendlichen aus Mühlburg erarbeitet hat. Mit Tänzern von 18 bis 81 Jahren kommt am 21. das Theater Heilbronn nach Karlsruhe, um mit ZeitspannenD die Lebenswelten von Senioren und Jugendlichen tänzerisch aufeinander prallen zu lassen. Zuvor zeigt der Holländer David Middendorp am 17. ebenfalls im ZKM-Medientheater ein aufregendes Tanzmärchen für Erwachsene. Maanschaduw verbindet Tanz mit Computeranimationen und Live-Musik. Begeistert aufgenommen wurde im vergangenen Jahr der in New York und Kassel arbeitende Choreograph Johannes Wieland, der wieder mit zwei provokanten Tanzabenden gastiert. Eröffnet wird das Internationale Tanzfestival in der Scenariohalle am 10. mit dem Movingtheatre, das 2006 und 2009 zweimal den Kölner Tanzpreis gewann und im interdisziplinären Flashback Literatur, Tanz und Videokunst kombiniert. Mit Concha Jaréno kommt aus Madrid am 23. ein Shootingstar der aktuellen Flamenco-Szene, die in ihren Bewegungen Anmut, Grazie und pure Emotion versprüht.
Zu den regelmäßigen Standards des Festivals zählen die populäre Lange Nacht der kurzen Stücke (12. und 13.), in der sich die regionale Tanzszene vorstellt, sowie der Abend mit den Preisträgern des Internationalen Solo-Tanztheater-Festivals am 15.. Unter dem Motto Best Of Baden-Württemberg präsentiert das Internationale Tanzfestival am 26. die hochgelobte Choreographie My Road Movies der Mannheimerin Iris Tenge und mit zwei Filmabenden erinnert die Kinemathek an die verstorbene Tanztheaterprotagonistin Pina Bausch, ohne deren Verdienste die Sprache des Tanzes heute ein großes Maß ärmer wäre.
> 10. bis 28.11.2010, Kulturzentrum Tempel, Hardtstr. 37a, KA- www.kulturzentrum-tempel.de