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Archiv: 09.2007
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Sängerin Viviane de Farias

Moment of Passion

"Leidenschaft verflüchtigt sich nie", sagt Viviane de Farias, Sängerin mit schier unglaublicher Bandbreite. Wenn sie von ihrer Kindheit erzählt, verwundert dies nicht.
Aufgewachsen an den Stränden von Ipanema im Süden Rio de Janeros, entstammt sie einer musikalischen Familie. Dass ihre Mutter Deutsche war und ihre Vorfahren mit urdeutschen Vornamen Musik machten, erfuhr sie erst mit zwanzig - "meine Mutter hat ihr Deutschsein verweigert." Vivianes Vater spielte Gitarre und brachte von seinen berufsbedingten Reisen Schallplatten aus aller Welt mit, die Mutter sorgte für Klavierunterricht und die nötige Dosis Chopin, ihr älterer Bruder hörte Emerson, Lake & Palmer und Yes, auf den Plattentellern der Familie lag brasilianische Musik und die Musik der Carpenters.
"Ich war psycho-akustisch geladen", lacht sie und erzählt weiter von den acht Jahren, welche die Familie in einer kleinen Wohnung in Hollywood verbrachte, von Bands im Gymnasium und ersten privaten Gesangsstunden. Mit klassischer Musik hatte Viviane de Farias anfangs gar nicht so viel am Hut, aber ihre Gesangslehrerin bestand darauf. "Also reinigte ich mein akustisches System."
Sie sang sich quer durch die Musikgeschichte ("das war eine längere Reise") und brachte mit dem deutschen Liedgut ihre Mutter zum Erzählen über sich selbst. Der Zufall wollte es, dass im Teatro Municipal do Rio de Janeiro damals eine junge Sängerin gesucht wurde, "plötzlich war ich drin".
Es folgten viele Auftritte, unter anderem an der Seite von Placido Domingo und Edda Moser - Viviane de Farias war dabei, eine Sopranistin von Rang zu werden. "Es passierte so viel, dass ich fliehen musste - als mir eine Rolle in La Traviata angeboten wurde, dachte ich 'Um Gottes Willen, ich bin nicht reif dafür!'"
Bei einem Workshop mit einer Karlsruher Regisseurin in Rio bekam sie das Angebot, hier zu studieren - "es war ein Traum, in Deutschland zu singen." Doch bald interessierte sich Viviane de Farias für die Seitenwege der Kunst. "Ich wollte freischaffend bleiben, statt eine austauschbare Figur auf der Opernbühne zu werden." Projekte mit zeitgenössischen Komponisten waren größere Herausforderungen, "Konfrontationen mit einer anderen Ästhetik". Wendepunkt in ihrem Leben war die Geburt ihrer Tochter vor zwölf Jahren: "Ich wollte nicht nur Hochleistungssängerin, nicht nur ein Hals sein."
In dieser Zeit geschah es: "Jemand bat mich, auf einer Hochzeit Bossa Nova zu singen." Die Gäste waren begeistert, und fortan machte Viviane de Farias ganz neue Erfahrungen: "Als Bossa-Nova-Künstler kann man trinken, rauchen, relaxed sein, beim Publikum gilt man als Unikat." Tagsüber Input, abends Jazzclub: Doch trotz aller Lässigkeit, aller "Sinnlichkeit und betörendem Raffinement" (so die Presse) legt sie weiterhin Wert auf eine gute und klare Stimme. Lange wurde im Laufe der Jahre die Liste ihrer Gastauftritte und Beiträge für Brasil-, Jazz- oder Crossover-Sampler, etwa mit dem Peter Lehel Quartett, Bobby Brazil oder dem Baden-Powell- Projekt. "Die Zeit" bescheinigte ihr eine "Bühnenpräsenz eine Popstars", "O Globo" nannte sie eine "große Hoffnung auf die Erneuerung der brasilianischen Musik."
Mit ihrer ersten eigenen CD "Moment of Passion", die gerade erschienen ist, fühlt sich Viviane de Farias erst als eigenständige Künstlerin: "Jetzt erst werde ich richtig wahrgenommen." Samba- und Bossa-Nova-Lieder, die sie "schon ewig" gesungen hat, sind auf der CD zu finden, Klassiker von Johnny Alf, Songs mit eigenen Texten über Leidenschaft, über die Strände und die Schönheit von Ipanema, die sie sehr vermisst. -maske

> Vivane de Farias: "Moment of Passion“ featuring Morello & Barth, IN+Out Records.
www.momentofpassion.com

> Viviane de Farias mit Band, CD-Release, am Sa 29. Sep. um 20 Uhr, Tollhaus Schlachthaussstr.1 Karlsruhe