Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 07.2007
Kunst, Ausstellungen Kunst

 

Marion Anna Simon

Worauf es ankommt, wird programmatisch im Untertitel der Ausstellung formuliert: Über das Einzelne hinaus auf das Allgemeine verweisen. Der Blick der 1972 in Bitburg geborenen Künstlerin richtet sich vorwiegend auf Alltägliches, Auf das, was man kaum wahrnimmt, weil es zu vertraut und damit nahezu unsichtbar ist. Ihr Blick richtet sich auf das, was man den Hintergrund nennt oder den biographischen Kontext, das, was jeden mit seiner Familie, seiner Heimat, seiner Herkunft verbindet. Gleichzeitig veranschaulicht die Künstlerin mit ihren Gemälden einen Satz des amerikanischen Malers Mark Tobey, der nach einem Leben ohne festen Wohnsitz 1976 in Basel starb: We are all waves of the same sea - Wir sind alle Wellen vom selben Meer.
Rotzig und schemenhaft manchmal, aber immer aufmerk- und achtsam für das Nahe und Nebensächliche, das auf jenes Allgemeine verweist, das in den Medien gar nicht vorkommt. Denn alles, was die Medien einfangen, muss sich verkaufen lassen. In Medien hängt der Wert eines Bildes davon ab, wieviel Betrachter dafür zahlen, um es zu sehen.
Was dagegen Marion Anna Simon malt, ist überhaupt nicht sensationell. Im Gegenteil, es ist das Gewöhnliche und immer Wiederkehrende der Handlungen von Menschen im Café, in der Kneipe, an der Bushaltestelle, auf der Eisbahn …
Was die Künstlerin erfahrbar machen will, hat Ähnlichkeit mit dem, was Adalbert Stifter die Kraft des "sanften Gesetzes" genannt hat. Man kann diese Kraft, die auf das Bestehen des Einzelnen zielt, im Kleinen und Alltäglichen, im Leisen und Unauffälligen finden. Achtsamkeit also für eine Schönheit, die welterhaltend, für die Medien aber wertlos ist. - FL

(Marion Anna Simon, "Klais" - Über das Einzelne hinaus auf das Allgemeine verweisen; Galerie Supper, Ebert-14, 3.7.-28.7.2007)