Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 06.2007
Verschiedenes Bücher

 

Galsan Tschinag >Auf der großen blauen Straße

Galsan Tschinag lebt in zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und schreibt dabei eine seltsam harmonische und meist stimmige Prosa. Geboren wurde er 1943 im Westen der Mongolei als jüngster Sohn einer tuwimischen Nomadenfamilie. Nach einem Studium in seiner Heimat kam Tschinag 1963 an die damalige Karl-Marx-Universität in Leipzig. Seitdem schreibt er in deutscher Sprache, auch wenn er einen Großteil des Jahres in seiner Heimat als Nomade verbringt. Nun ist ein schmaler Band mit Erzählungen, Erinnerungen und Märchen erschienen. Manche Geschichte ist autobiografisch, etwa jene lakonisch-witzige Begegnung mit wenig appetitlichen Tieren („Wanzen“) im Studentenwohnheim. Poetisch-philosophische Skizzen wechseln sich ab mit etwas zu pathetischen Liebesgeschichten. Da wird ein junges Gesangstalent aus der mongolischen Steppe vom raffgierigen Impressario zum Star gemacht und erlebt eine zarte erste Liebe. „Sie glich einem Ziegenhorn, und die Stadt war ein Sack.“ Solche herb-würzigen Bilder sind typisch für den vielfach ausgezeichneten Autor. Höhepunkt ist ohne Zweifel „Begegnungen und Abschiede“, die Geschichte einer Reise nach Hause mit seltsamen Begegnungen auf der wochenlangen Fahrt sowie den sensiblen Wahrnehmungen zwischen „Hufgetrommel und Motorgedröhn“. maske

> Unionsverlag, 158 Seiten, 14,90 Euro.